Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, arbeitet an einem neuen Konzept zur Bepreisung von Kohlendioxidemissionen in der weltweiten Schifffahrt. Das Vorhaben sieht vor, dass große Frachtschiffe künftig eine Abgabe für ausgestoßene Treibhausgase entrichten sollen. Ziel ist es, den Klimaschutz im maritimen Sektor voranzubringen und den Ausstoß von CO₂ langfristig zu senken.
Nach den bislang bekannten Plänen soll die Regelung für Schiffe mit einem Gewicht von über 5.000 Tonnen gelten. Für jede ausgestoßene Tonne Kohlendioxid oberhalb eines festgelegten Referenzwerts wären Zahlungen zwischen 100 und 380 US-Dollar vorgesehen. Fachleute rechnen mit jährlichen Einnahmen in Höhe von 10 bis 12 Milliarden US-Dollar. Diese Mittel sollen in einen internationalen Fonds fließen, der Projekte zur Emissionsminderung und zur Unterstützung besonders betroffener Länder finanziert.
Der Vorschlag ruft weltweit unterschiedliche Reaktionen hervor. Befürworter sehen in der CO₂-Abgabe einen notwendigen Schritt, um die Schifffahrt stärker in die globale Klimapolitik einzubeziehen. Sie argumentieren, dass der Sektor bislang vergleichsweise geringe Beiträge zur Reduktion von Treibhausgasen geleistet hat und eine Preisregelung die Entwicklung sauberer Technologien beschleunigen könnte.
Kritiker äußern dagegen Zweifel an der praktischen Umsetzung und Transparenz des geplanten Fonds. Sie warnen vor einer möglichen Umverteilung zulasten von Handel, Industrie und Verbrauchern. Auch wird infrage gestellt, ob die Mittel tatsächlich in klimawirksame Projekte fließen oder vor allem die Verwaltung internationaler Organisationen stärken.
In den USA stößt der Entwurf auf deutliche Ablehnung. Die Regierung unter Präsident Donald Trump bezeichnete die Pläne als „globale Steuer ohne demokratische Legitimation“ und kündigte an, gegen Länder oder Reedereien, die das Vorhaben unterstützen, wirtschaftliche Maßnahmen zu prüfen. Dazu zählen laut Berichten strengere Einreisebestimmungen, höhere Hafengebühren und mögliche kartellrechtliche Untersuchungen.
In Europa und Asien finden die Überlegungen hingegen Zustimmung. Die Europäische Union, Großbritannien, China und Japan unterstützen die Initiative grundsätzlich und sehen darin ein Instrument, um die Schifffahrt klimafreundlicher zu gestalten. Besonders aus Brüssel kommen positive Signale, wo die CO₂-Bepreisung als Baustein einer umfassenderen Klimastrategie betrachtet wird.
Die Diskussion zeigt, wie unterschiedlich die Interessenlagen zwischen den großen Handelsnationen sind. Während einige Staaten in der globalen Abgabe eine Chance zur Förderung umweltfreundlicher Innovationen sehen, betrachten andere sie als Eingriff in nationale Souveränität und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.