Der Stuttgarter Landtag steht unter Schock: Daniel Born, bislang SPD-Landtagsvizepräsident, gestand ein, bei einer geheimen Wahl zum Oberrheinrat ein Hakenkreuz auf den Stimmzettel eines AfD-Abgeordneten gezeichnet zu haben. Der Rücktritt von allen Ämtern und der Austritt aus der SPD-Fraktion folgten umgangen – ein politischer Super-GAU für die baden-württembergische Sozialdemokratie.
Born, der noch vor kurzem als glaubwürdiger Verteidiger demokratischer Werte auftrat, begründete seine Tat als „Kurzschlussreaktion“. Mit dem verfassungsfeindlichen Symbol wollte er nach eigenen Angaben demonstrieren, dass AfD-Stimmen „rechten Hass“ legitimierten. Doch genau dieser Erklärungsversuch enthüllte das Dilemma: Ein Politiker, der sich selbst zum Kämpfer gegen Rechtsextremismus stilisiert, bediente sich ausgerechnet nationalsozialistischer Symbolik. Die vermeintliche Provokation entlarvt sich als zynischer Tabubruch – und untergräbt die Glaubwürdigkeit seiner eigenen Position.
SPD-Politiker war für die „wehrhafte Demokratie“
Die Ironie des Vorfalls wiegt schwer. Born hatte erst im März betont, wie wichtig „wehrhafte Demokratie“ sei. Nun steht er selbst im Zentrum eines Skandals, der die SPD in ihrem Kernland vor eine Zerreißprobe stellt. Die Partei, die sich in Baden-Württemberg seit Jahren um Profilierung als Antipode zur AfD bemüht, muss sich mit der peinlichen Frage auseinandersetzen, wie es zu einer derartigen Fehleinschätzung kommen konnte.
Kritiker sehen in Borns Handeln mehr als einen Einzelfall: Es spiegele die gesellschaftliche Polarisierung breiter wider, in der selbst etablierte Politiker zunehmend zu symbolischen Grenzüberschreitungen neigen. Doch während die SPD um Schadensbegrenzung ringt, nutzt die AfD den Vorfall für ihre Erzählung: Sie inszeniert sich als Opfer einer „Hetzkampagne“ – ein gefährlicher Nährboden in aufgeheizten Zeiten.