Auch beim Gas und Öl sollte sich Europa auf die Ressourcen konzentrieren, über die es selbst verfügt

Eigentlich war das europäische Dilemma schon vor dem Krieg in der Ukraine für jeden, der es sehen wollte, offensichtlich: Im Kampf um die Rettung des Klimas setzte die alte Welt primär auf die Brückentechnologie Gas und bei dem Bezug von Erdgas begab man sich in eine recht große Abhängigkeit von Russland.

Diese doppelte Abhängigkeit einerseits vom Gas und andererseits die von den Gaslieferungen aus Russland, hat der Krieg in der Ukraine in den letzten zehn Wochen mit einer Deutlichkeit ans Tageslicht treten lassen, die nichts mehr beschönigt. Heute ist jedem Europäer klar: Es fehlt Europa an Gas und auch die Frage, wie das russische Öl und Gas aus dem Importmix ausgeschlossen werden können, treibt die Verantwortlichen um.

Eine Öl- und Gasproduktion direkt in Europa schafft an dieser Stelle Linderung, denn sie trägt ihren Teil dazu bei, den aktuellen Druck zu vermindern und Europas Abhängigkeit vom Ausland zu reduzieren. Das ist einfacher gesagt als getan und dennoch gibt es Chancen, die Europa nutzen kann, wenn es sich schnell und entschieden in die richtige Richtung bewegt.

Eigene Energiequellen konsequent nutzen

Ihre Zahl ist nicht groß, schon gar nicht so groß, dass man zum Selbstversorger aufsteigen könnte. Doch es gibt auch in den Staaten der Europäischen Union noch unerschlossene Gas- und Ölvorkommen. Diese könnte man nutzen. Sie können die eigene Abhängigkeit vom Ausland ein wenig lindern und diese Linderung sollte man durchaus wahrnehmen. Es geht schließlich um den eigenen Schmerz und das eigene Geld.

Wie angespannt die Lage derzeit ist, lässt sich sehr gut am Gaspreis ablesen. Dieser ist in Europa im Moment rund viermal so hoch wie in den USA. Der Grund dafür ist nicht nur die starke europäische Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland, sondern vor allem die Transportfrage. Öl wird in Tankern recht preiswert über große Strecken transportiert.

Beim Gas war bislang die Pipeline das günstigste Transportmittel. Diese lässt sich allerdings einmal verlegt, anschließend nicht mehr verändern und setzt damit konstante Lieferungen aus der gleichen Quelle an die selben Abnehmer voraus. Das ist im Falle Russlands seit dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine aus verständlichen Gründen nun aber nicht mehr gewünscht.

Die europäischen Länder stehen deshalb jetzt vor der Herausforderung, kurzfristig Alternativen und mittelfristig eine neue gesicherte Gasversorgung aufbauen zu müssen. Langfristig ist es hingegen wünschenswert, die Brückentechnologie Gas durch regenerative Energiequellen zu ersetzen. Dabei sollte man in beiden Fällen auch auf die eigenen Ressourcen setzen, die man zur Verfügung hat.