Gestern hatte ich Ihnen davon berichtet, dass sich die Situation an den westlichen Metallbörsen beim Silber gerade dramatisch zuspitzt. Die Lager sind leer und die Halter von physischem Silber sind kaum noch gewillt, ihr Silber kurzfristig zu verleihen. Nicht einmal für einen Monat. Wäre es anders, wäre die Leasingrate aktuell deutlich niedriger und nicht in am 9. Oktober 2025 auf atemberaubende 39,2 Prozent angestiegen.
Selbst wenn die Silber-Leasingraten in den nächsten Tagen kurzfristig wieder um einige Prozentpunkte zurückgehen sollten, bleibt dennoch das Gefühl einer tiefen Verunsicherung der Silberkäufer. Handelt es sich bei ihnen nicht nur um Spekulanten, die sich ihre Gewinne gerne durch Gutschriften auf ihre Konten auszahlen lassen, sondern um Nachfrager aus der Industrie, die das versprochene Silber unbedingt benötigten, um mittelfristig ihre Produktion aufrechterhalten zu können, dürfte das bisherige System eines Barausgleichs schon bald nicht mehr funktionieren.
Viele Verkäufer an den Terminmärkten, die selbst keine Silberproduzenten sind und nicht über echtes physisch vorhandenes Silber verfügen, sondern Silber verkaufen, das nur auf dem Papier existiert ist, dürften bei dieser Entwicklung langsam aber sicher ins Schwitzen kommen. Wie stark die einzelnen Marktteilnehmer bereits in Schieflage sind, ist nur schwer abzuschätzen. Die hohen Leasingraten deuten jedoch an, dass in manchen Büros nicht mehr nur stark geschwitzt wird, sondern der Gemütszustand langsam aber sicher in Panik umzuschlagen scheint.
Geht es den Leerverkäufern bald an den Kragen?
Über Jahre hinweg war der Silbermarkt die bevorzugte Spielwiese der Leerverkäufer. Er war klein und ließ sich von den hoch kapitalisierten Marktteilnehmern entsprechend leicht beeinflussen. Von dieser Möglichkeit wurde ausgiebig Gebrauch gemacht. Heute kursieren deshalb an den westlichen Metallbörsen Lieferversprechen für Silber, die so groß sind, dass sie die Weltjahresproduktion aller Silberproduzenten für etwa fünf Jahre abdecken.
China, immerhin der zweitgrößte Silberproduzent nach Mexiko, hat bereits den Export von Silber eingestellt. Man verzichtet im Reich der Mitte lieber auf kurzfristig hohe Einnahmen und legt stattdessen große Silberlager an, um die Produktionsfähigkeit der eigenen Industrie mittelfristig zu sichern. Im Westen wurde dank der Just-in-time-Ideologie der Betriebswirtschaft und verführt durch die jahrelang äußerst niedrigen Silberpreise ein vollkommen anderer Weg eingeschlagen.
Er war geprägt von sehr viel Wunschdenken und lebte faktisch von der Hoffnung, dass man im Notfall immer genügend Silber zur Verfügung haben werde. Dass dem nicht so ist, wird nun immer klarer und Brancheninsider sprechen bereits offen über die Möglichkeit von Liefer- und Zahlungsausfällen. Die westliche Industrie steht damit an einem Punkt, an dem sie entweder aufwachen oder über kurz oder lang dazu übergehen muss, Papiersilber in ihre Produkte einzubauen.