Die Dynamik bei den Krankenkassenbeiträgen nimmt zunehmend alarmierende Formen an. Was lange befürchtet wurde, kündigt sich nun offen an: Die aktuellen Beitragssätze sind nicht mehr zu halten, und die Entwicklung steuert auf einen historischen Kostenanstieg zu. Lars Baas, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, spricht ungewöhnlich deutlich. Für 2026 erwartet er spürbare Beitragserhöhungen – eine Formulierung, die kaum kaschieren kann, dass Versicherte mit erheblichen Mehrbelastungen rechnen müssen. Nach seiner Einschätzung könnten die Kassenbeiträge gegen Ende der Legislaturperiode die 20-Prozent-Marke übersteigen; gemeinsam mit der Pflegeversicherung wären Belastungen von über 25 Prozent möglich.
Steigende Kosten
Dass ein erfahrener Gesundheitsexperte diese Entwicklung als etwas bezeichnet, „das wir so noch nie erlebt haben“, zeigt die Dimension der bevorstehenden Krise. Doch der Kern des Problems liegt tiefer als bloße Kostensteigerungen im Gesundheitssystem.
Ein entscheidender Treiber der Misere ist die unzureichende Kostenerstattung für Bürgergeldempfänger. Der Staat übernimmt nur einen begrenzten Anteil der tatsächlichen Gesundheitskosten, während der Großteil von den regulären Beitragszahlern getragen wird. Somit entsteht ein strukturelles Ungleichgewicht: jene, die arbeiten, finanzieren überproportional jene mit, die nicht im Beitragszahlerkreis stehen. Dieses Modell belastet genau die Gruppe, die ohnehin schon den größten Teil der sozialen Sicherungssysteme trägt.
Besonders irritierend ist die politische Rechtfertigung, man zahle so oder so – über Beiträge oder über Steuern. Diese Sicht verkennt, dass derzeit nahezu ausschließlich sozialversicherungspflichtig Beschäftigte die Last schultern. Würden die Kosten vollständig über Steuern getragen, verteilt sich die Verantwortung auf eine breitere Basis. Die aktuelle Konstruktion hingegen trifft vor allem Menschen, die mit ihrer täglichen Arbeit das System überhaupt erst ermöglichen – und genau diese geraten nun finanziell immer stärker unter Druck.