Biden – naives Verhalten gegenüber Afghanistan?

Die Taliban haben am Sonntag Afghanistan praktisch endgültig erobert. Am späten Sonntagabend jedenfalls besetzten sie den vormaligen Präsidentenpalast, nachdem Präsident Aschraf Ghani am Sonntag ausgeflogen worden war. Er soll sich in Usbekistan aufhalten, war zu hören. Fraglich erscheint nun, wie es zur Eskalation der Lage in Afghanistan kommen sollte. In der „Welt“ wird bereits darüber spekuliert, dass der neue US-Präsident Joe Biden zu naiv gewesen sei.

Biden vor gut einem Monat: Taliban werden Afghanistan nicht überrennen

Noch am 8. Juli hatte Joe Biden in Anbetracht des bevorstehenden Rückzugs seiner Armee aus Afghanistan (nach 20 Jahren als „Besatzung“ empfundener Hilfe) in aller Öffentlichkeit seine Einschätzung der Lage zum Besten gegeben: „Dass die Taliban alles überrennen und das ganze Land kontrollieren wreden, ist extrem unwahrscheinlich.“. Nun hatten schon vor Wochen kritische Stimmen immer wieder betont, genau dazu könne es aber kommen. Nun ist es so weit.

Die „Welt“ schreibt, die Einschätzung von Joe Biden sei „erschütternd naiv“ gewesen und grundfalsch. Die „Leute“ von Biden würden durch den chaotischen Rückzug aus Afghanistan den „Ruf geräuschloser Politik-Manager“ verlieren. Die Amerikaner ziehen das Personal nun teils mit Hubschraubern von Dächern ab. Bis Dienstag wird nach der gestrigen Einschätzung der Abzug aus der US-Botschaft abgeschlossen sein.

Dennoch meinte US-Außenminiser Anthony Blinken gegenüber „CNN“: „Das ist nicht Saigon“, als die US-Amerikaner regelrecht flüchten mussten. Die dort auftauchenden Fragen „zu dem hektischen Abzug, den krassen Fehleinschätzungen Bidens“ habe Blinken nicht beantwortet. Joe Biden wiederholte nun seine Einschätzung indes noch einmal. Die Afghanen sollten nun für „sich selbst kämpfen“. Es sei sinnlos, wenn die USA vor Ort blieben, wenn dies nicht gewährleistet sei. sein Vorgänger Trump triumphierte: Biden würde ein „tragisches Chaos“ in Afghanistan verusacht haben.