Weichen für den Bau eines Flüssiggasterminals in Brunsbüttel gestellt

Deutschland und Großprojekte, das sind zwei Welten, die sich oftmals nicht oder nur sehr selten treffen. Der Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 können an dieser Stelle als Beispiele genannt werden. Die Probleme sind immer wieder die gleichen: Es dauert viel länger als geplant und wird dadurch auch meist wesentlich teurer.

Nun steht Deutschland vor der Herausforderung, seine Gasversorgung auch mit Terminals für die Anlandung von Flüssiggas sicherstellen zu müssen. Bislang kommt das Erdgas allein über Pipelines zum deutschen Verbraucher, wobei im vergangenen Jahr rund 40 Prozent des deutschen Bedarfs durch Lieferungen aus Russland gedeckt wurden.

Hinter deren Zuverlässigkeit steht seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine jedoch ein deutliches Fragezeichen. Gleichzeitig muss Deutschland für sich die Frage beantworten, wie umfangreich seine eigenen Geschäfte mit Russland in Zukunft noch sein sollen.

Die Struktur für ein Flüssiggasterminal in Brunsbüttel steht

In der Frage des Gasbezuges deutet sich bereits eine Antwort an und sie läuft darauf hinaus, beim Erdgas wieder eine deutlich größere Unabhängigkeit von Russland anzustreben. Sie kann mangels anderer Quellen, die ebenfalls über Pipelines zu erreichen wären, nur mit Flüssiggas dargestellt werden. Über die dafür notwendigen Terminals zur Anlandung von verflüssigtem Erdgas (LNG) verfügt Deutschland allerdings nicht.

Noch nicht, denn die Bundesregierung hat unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine angekündigt, in Wilhelmshaven und Brunsbüttel zwei LNG-Terminals errichten zu lassen. Nun muss es allerdings auch schnell gehen und es geht in der Tat schnell, denn wie am Wochenende bekannt wurde, haben die staatliche Förderbank KfW, die staatliche niederländische Gasunie und der deutsche Energiekonzern RWE eine Grundsatzvereinbarung zur gemeinsamen Errichtung des Terminals in Brunsbüttel unterzeichnet.

Über eine finanzielle Einlage wird die KfW 50 Prozent des Projekts halten, das von der niederländischen Gasunie betrieben werden soll. RWE wird sich mit einem Anteil von zehn Prozent am Projekt beteiligen. Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, wird das neue Terminal so konzipiert, dass es auch für den Import von grünem Wasserstoff und Ammoniak umgerüstet werden kann.