Wasserstoff: Helgoland will Deutschlands Wasserstoffzentrum werden

Früher lebten die Menschen auf Helgoland vom Tourismus. Doch so beliebt wie noch in den 1970er Jahren ist die Hochseeinsel nicht mehr, denn die Zahl der Touristen, die Helgoland einen Besuch abstatten, hat sich von 800.000 pro Jahr auf nur noch die Hälfte reduziert. Wird Wasserstoff jetzt das große Thema angesichts der sinkenden Touristenzahlen? Die werden zum Problem.

Für die Bewohner und die Gemeinde bedeutet dies schmerzliche Einkommensverluste, die kompensiert werden müssen. Die Transformation wurde inzwischen angestoßen, denn Helgoland wandelt sich derzeit von einer Ferieninsel zu einer Energieinsel. Angestoßen hat die Veränderung Bürgermeister Jörg Singer.

Er brachte die Betreiber der großen Offshore-Windparks in der Nordsee ab 2015 dazu, diese von Helgoland aus zu warten. Das Hotel Atoll beherbergt inzwischen keine Touristen mehr. Es wurde vom WindMW, einem Betreiber der Offshore-Windparks für seine Mitarbeiter komplett angemietet. Sie warten von hier aus die vor Helgoland im Meer liegenden Windräder.

Wind und Wasserstoff als Zukunft?

Seitdem die Insel den Schwenk hin zu ihrem neuen Standbein Offshore-Windanlagen vollzogen hat, fließen die Gewerbesteuereinnahmen. Zehn Millionen Euro waren es allein im letzten Jahr. Damit konnten Wohnungen gebaut und der Binnenhafen saniert werden. Gleichzeitig wurden die Schulden der Gemeinde reduziert und in drei Jahren soll Helgoland komplett schuldenfrei sein.

Die neuste Idee ist, die Insel in ein europäisches Zentrum für die Herstellung von Wasserstoff zu verwandeln. Erzeugt werden soll der Wasserstoff direkt auf der Nordsee an den Windrädern. Eine Pipeline soll ihn anschließend nach Helgoland und bis an die Elbmündung transportieren. Der Weitertransport von Helgoland aus soll per Schiff erfolgen.

Die Pläne mit dem Namen Aquaventus sind groß. Sie sind eines der größten Wasserstoffprojekte, die weltweit derzeit geplant werden. Über 70 europäische Industrieunternehmen darunter Branchengrößen wie Siemens, RWE, Vattenfall und die dänische Ørsted haben sich zusammengeschlossen.

Schon 2035 könnte die Produktion in einem 10-Gigawatt-Windpark beginnen. Das große Projekt könnte für das kleine Helgoland allerdings eine Nummer zu groß und ambitioniert sein, warnen einige Forscher.