Was ist Geld? Dumme Österreicher, schlaue Deutsche und Schweizer?

Henry Ford wird der Ausspruch zu geschrieben, dass die Menschen das Geldsystem ablehnen und umgehend eine Revolution beginnen würden, wäre ihnen klar, was Geld in unserem modernen Geldsystem tatsächlich bedeutet. Die markante Aussage ist inzwischen rund 100 Jahre alt und seitdem hat sich viel verändert. Wir fahren heute mit wesentlich moderneren Autos über die Straßen als zu Lebzeiten des legendären Automobilfabrikanten.

Ob sich unser Verständnis von Geld und der Funktionsweise unseres Finanzsystems in den vergangenen Jahrzehnten ebenso weiterentwickelt hat wie unsere Fahrzeuge, dieser Frage wurde in Österreich nachgegangen. Befragt wurden 2.000 repräsentativ ausgewählte Personen. Sie offenbarten dabei eine erschreckende Unkenntnis, die im August 2020 unter dem Studientitel „Money Knowledge or Money Myths? Results of a population survey on money and the monetary order“ , zu Deutsch: „Geldwissen und Geldmythen? Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage zum Geld und zur Geldordnung“ veröffentlicht wurden.

Die Studie bestätigte erneut, dass viele Menschen heute vielleicht mehr über Autos wissen als vor 100 Jahren, nicht aber über das Geld, das sie jeden Tag unreflektiert benutzen. Dabei hakt es schon an den zwei grundlegenden Fragen: 1) Was denken Sie, wie wird Geld geschaffen? Und 2) Was denken Sie, wodurch sind Bankguthaben und Bargeld gedeckt?

Ernüchternde Antworten

Die richtigen Antworten wären auf die erste Frage, dass das Bargeld allein durch die Zentralbank geschaffen wird und auf die zweite Frage, dass die meisten unserer Käufe, zumindest dem Volumen nach durch Kredite bezahlt werden, welche die Banken ihren Kunden gewähren.

Noch recht hoch war das Wissen der 2.000 Umfrageteilnehmer darüber, dass die Zentralbank das das Bargeld schafft und es in gedruckter bzw. geprägter Form als Banknote oder Münze in Umlauf bringt. Immerhin 82 Prozent waren sich darüber im Klaren.

Über das Wesen der Bankguthaben wussten hingegen nur bescheidene 7,19 Prozent der Befragten korrekt Bescheid. Sie antworteten richtig, dass die Bankguthaben durch nichts gedeckt sind. 68,29 Prozent der Befragten glaubten hingegen, dass ihre Guthaben bei den Banken durch Gold gedeckt seien.

Andere vermuteten reale Wirtschaftsgüter oder Staatsanleihen als Sicherheiten. Nur 11,65 Prozent hatten zumindest eine Ahnung davon, wie dünn das Eis ist, auf dem unser Geldsystem aufgebaut ist und kreuzten die Möglichkeit an, dass die Bankguthaben durch das Vertrauen der Menschen getragen würden.

In Deutschland wären ähnlich schlechte Ergebnisse zu erwarten gewesen

Erhoben wurden die Daten für diese Studie zwar in Österreich, doch ihre Ergebnisse dürften auch für Deutschland und den gesamten deutschen Sprachraum einigermaßen repräsentativ sein. Was im Umkehrschluss nichts anderes bedeutet, als dass die Masse in Bezug auf ihre Ersparnisse und deren Absicherung bzw. Deckung blind und unwissend ist.

Sollte es einmal dazu kommen, dass die Wahrheit durch Schieflagen der Banken bzw. des Finanzsystems an den Tag kommen sollte, dürfte das Erschrecken vermutlich groß sein.