„Traumhafte“ Gewinne an der Börse in Moskau

Fast einen Monat lang war die Börse in Moskau nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine geschlossen. Gehandelt wurden russische Aktie in dieser Zeit kaum noch. An der Heimatbörse in Moskau verharrten die Kurse auf dem tiefen Niveaus, auf die man sie unmittelbar nach dem 24. Februar taxiert hatte.

Einige russische Aktien mit Zweitnotierungen in London wurde noch einige Tage länger gehandelt. Auch die von amerikanischen Depotbanken herausgegebenen ADRs konnten noch gekauft und verkauft werden. Die Kurse litten allerdings massiv unter der völlig ausgetrockneten Liquidität und gaben stark nach.

Am heutigen Donnerstag wurde erstmals seit vier Wochen in Moskau wieder gehandelt und das Ergebnis der ersten Handelsstunden war durchaus verblüffend, denn ein Anleger, der sich am 23. Februar von der Börse verabschiedet und anschließend auf eine einsame Insel ohne Nachrichten und Internet zurückgezogen hätte, würde beim Blick auf die heutigen Kurse kaum auf die Idee kommen, dass in der Zwischenzeit sehr viel passiert sei.

Kurgewinne von 170 bis 200 nicht als Ausnahme, sondern als Regel

Ausgehend von den taxierten Kursen, zu denen kaum ein Anleger handeln konnte, zogen die Notierungen der heute wieder zum Handel freigegebenen ersten 33 russischen Aktien extrem an. Kursgewinne von 170 bis 190 Prozent waren zwei Stunden nach Handelsbeginn nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

Die von vielen Anlegern stark beachteten Top/Flopp-Listen dürften deshalb am heutigen Tag sehr stark von russischen Werten beherrscht werden. Gegenüber den Kursen vor dem Angriff auf die Ukraine bleibt bei den meisten Werten nur noch ein kleines Minus von fünf bis zehn Prozent.

Das ist angesichts eines Krieges und der inzwischen beschlossenen Sanktionen fast nichts. Die nächsten Tage werden nun zeigen müssen, ob die heute gestellten Kurse realistisch und von Dauer sein werden. Sollte dies so sein, hätten die Anleger den Krieg und seine Folgen wieder einmal zu einem Zeitpunkt zu den Akten gelegt, an dem er noch voll in Gang und militärisch noch gar nicht richtig entschieden ist.