Schockstarre statt Silvesterfeuerwerk

Wie schon im vergangenen Jahr mussten die privaten Feuerwerke an Silvester auch in diesem Jahre auf dem Altar der Corona-Pandemie und den politisch verordneten Einschränkungen, die sie mit sich bringt, geopfert werden. Für die Branche ist dies ein weiterer herber Rückschlag.

Begründet wird die neuerliche Absage des Silvesterfeuerwerks mit einer möglichen Überlastung des Gesundheitswesens. Bei vielen Branchenvertretern stößt diese Begründung jedoch auf reichlich Unverständnis, denn aus der Vergangenheit ist bekannt, dass nur etwa fünf Prozent der Krankenhausbesuche an Silvester und Neujahr auf Verletzungen mit legal käuflichen Feuerwerkskörpern zurückzuführen sind.

Schwere Verletzungen gibt es zwar in der Tat, doch sie entstehen zumeist dadurch, dass illegale Pyrotechnik zum Einsatz kommt. Sollte das Jahr 2021 an dieser Stelle keine Ausnahme darstellen, könnte sich eine gut gemeinte Absicht leicht wieder in ihr Gegenteil verkehren. Etwa dann, wenn am letzten Tag des Jahres verstärkt Raketen und Böller der Marke Eigenbau zum Einsatz gekommen sein sollten.

Am Silvesterfeuerwerk scheiden sich die Geister

Während Vertreter der Feuerwerksbranche enttäuscht sind und kritisieren, dass die Entscheidung für das neuerliche Verbot „vollständig auf subjektiven Empfindungen und Populismus zu beruhen“ scheine, wie Thomas Schreiber, der Sprecher der Geschäftsführung, des deutschen Marktführers Weco aus dem nordrhein-westfälischen Eitorf kritisiert, wird die Entscheidung dagegen von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sowie Ärzten und Tierschützern gegrüßt.

Problematisch für die Branche ist, dass das gesamte Geschäftsmodell nahezu vollständig auf die Silvesternacht ausgerichtet ist. Darf es in dieser wieder nicht krachen, sind die Arbeitsplätze in Gefahr. Bereits im Vorfeld hatte der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) gewarnt, dass ein neuerliches Verbot „mit aller Wahrscheinlichkeit den Todesstoß für die gesamte Feuerwerksbranche in Deutschland“ bedeuten wird.

Die Folge des letztjährigen Verbots ist eine ganzjährige Kurzarbeit für die gesamte Weco-Belegschaft. Das Werk im sächsischen Freiberg soll geschlossen werden und den 350 Mitarbeitern dort und in den beiden anderen Werken in Kiel und Eitorf droht nun der Abrutsch in die Arbeitslosigkeit. Sie stellen damit etwas mehr als ein Zehntel der bundesweit betroffenen rund 3.000 Beschäftigten der Branche.

Besonders bitter: Der Verkauf von Feuerwerkskörpern ist in den Geschäften ohnehin nur an drei Tagen im Jahr gestattet. Hinzu kommt. Das Geschäft ist ein vollständiges Kommissionsgeschäft. Ware die bis zum Silvestertag nicht verkauft wird, muss der Hersteller vollständig und auf eigene Kosten zurücknehmen. Nicht nur bei Weco wird deshalb gefordert, dass der Bund für die von ihm zu verantwortenden Schäden vollständig aufkommt.