Ostseepipeline kurz vor der Vollendung

Viel fehlt nicht mehr und wenn alles wie geplant läuft, könnte Gazprom schon im Oktober damit beginnen, sein Gas auch über die neue Ostseepipeline nach Deutschland zu liefern. Eigentlich hätte das umstrittene Projekt bereits Ende 2019 fertiggestellt werden sollen. Doch erst in dieser Woche wurden die letzten Rohre verschweißt und auf dem Meeresboden abgelegt.

Nun muss der von Land aus in Richtung Ostsee verlegte Strang noch mit dem aus St. Petersburg kommenden Gegenstück verbunden werden. Danach stehen weitere Arbeiten an, die der Inbetriebnahme noch vorausgehen müssen. Es wird daher erwartet, dass Gazprom zunächst nur den bereits im Juni fertiggestellten Strang für seine Gaslieferungen nutzen wird.

Insgesamt kommt die Pipeline auf eine Gesamtlänge von 1.230 Kilometer. Sie schließt östlich von St. Petersburg an das bestehende russische Pipelinenetz an und taucht bei St. Petersburg in die Ostsee ab. Erst an der deutschen Küste erfolgt die erneute Anlandung, sodass andere Staaten umgangen und Transitgebühren nicht zu bezahlen sind.

Gas für 26 Millionen Haushalte

Um diesen Punkt hatte es jahrelang Streit gegeben. Insbesondere Polen und die Ukraine stellten sich von Anfang an gegen das Projekt, weil sie neben den entgangenen Transitgebühren auch einen Ausschluss von russischen Gaslieferungen befürchten.

Die USA intervenierten massiv gegen das Projekt, weil sie eine zu große Abhängigkeit der Europäer von Gaslieferungen aus Russland fürchten. Vollkommen uneigennützig war ihr Widerstand allerdings nicht, denn für die Amerikaner ging es auch darum, ihr eigenes durch die umstrittene Fraking-Technik gewonnene Erdgas als Alternative per Flüssiggastanker nach Europa zu liefern.

Diese nicht unerheblichen Eigeninteressen der Amerikaner hatte Russland während des monatelangen Streits um die Pipeline immer wieder in den Vordergrund gestellt. Nun wird das 2018 gestartete Projekt nach monatelangem Stillstand und Baukosten von mehr als zehn Milliarden Euro in Kürze seinen Dienst aufnehmen. Pro Jahr sollen durch die neuen Stränge 55 Milliarden Kubikmeter Gas nach Deutschland geliefert werden. Genug, um damit 26 Millionen Haushalte zu versorgen.