Kommt der nächste Strompreisschock im Herbst?

Die Großhandelspreise für Strom haben sich in den vergangenen Monaten deutlich verteuert und die Gefahr ist groß, dass sie auch in Zukunft weiter steigen werden. An der Strombörse in Leipzig haben sich die Preise für Stromlieferungen im neuen Jahr inzwischen auf 70 Euro je Megawattstunde erhöht.

Damit erreicht der Strompreis in Deutschland im Großhandel das höchste Niveau seit zwölf Jahren. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Notierungen mehr als verdoppelt. Dies liegt allerdings auch daran, dass der Strompreis 2020 durch die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen deutlich niedriger war als in den Vorjahren.

Derzeit sind es vor allem zwei Faktoren, die den Strompreis kräftig ansteigen lassen: Zunächst haben sich die Zertifikate für den Ausstoß von CO2 deutlich verteuert. Ein CO2-Preis von 50 Euro pro Tonne lässt beispielsweise die Kosten eines Gaskraftwerks bei der Stromerzeugung pro Kilowattstunde um zwei Cent steigen.

Der Atomausstieg verschärft den Preisdruck

Bei den Steinkohlekraftwerken verteuert sich der Strom um vier Cent und bei den Braunkohlekraftwerken schlägt sich die erhöhte CO2-Belastung sogar mit sechs Cent Preisanstieg pro Kilowattstunde zu Buche. Als zweiter Kostentreiber sind die stark gestiegenen Gas- und Ölpreise zu nennen.

Da in den kommenden Monaten die in Deutschland noch aktiven Kernkraftwerke vom Netz genommen werden, erhöht sich der Preisdruck weiter, denn es werden in kurzer Zeit große Kapazitäten abgeschaltet, für die es keinen Ersatz gibt. Das Stromangebot wird sich dadurch nicht nur verknappen. Preistreibend dürfte auch wirken, dass eine vergleichsweise preiswerte Form der Stromerzeugung abgeschaltet wird.

Nicht nur die Industrie leidet unter den stark gestiegenen Strompreisen. Auch auf die Verbraucher könnte schon im Herbst die nächste Strompreiserhöhung zukommen. Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox, erwartet, dass die Anbieter die erhöhten Strompreise an die Verbraucher weiterreichen werden. Auf einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden könnten dadurch zusätzliche Kosten von etwa 30 Euro zukommen.