Euro-Land: Der Unmut der Sparer wächst

Der Sparer zählt aktuell wohl zu der Spezies von Menschen, die derzeit am liebsten zum Narren gehalten wird. Zunächst erzählten ihnen die Notenbanken, dass der Zins sinke, weil es bereits zu viel Geld und damit einen Anlagenotstand gäbe. Im nächsten Schritt gehen genau diese Notenbanken, die sich über das viele Geld beschweren, hin und erzeugen noch viel mehr davon.

Diese Farce geduldig zu ertragen, machte vielleicht noch Sinn, solange die Zinsen zwar niedrig, aber immer noch leicht positiv waren und die Inflation nicht aus dem Ruder lief. Doch auch diese Zeiten sind inzwischen vorbei. Die Teuerung ist deutlich höher als in den Vorjahren und noch ist keineswegs sicher, dass die Inflation, wie von den Notenbanken behauptet, nur ein vorübergehendes Phänomen sei.

Das hat man seinerzeit bei den ersten Zinssenkungen übrigens auch behauptet. Auch sie wurden nur für eine vorübergehende, relativ kurze Krisenzeit erwartet. Heute wissen wir, dass es ganz anders gekommen ist, als es die Zentralbanken damals erwartet haben.

Geld, das keiner mehr will

Eine rasche Wende der Situation ist nicht in Sicht, eher eine Verschärfung, denn die Banken, wollen das Geld der Sparer nicht mehr. Sie reichen die negativen Strafzinsen in der Zwischenzeit immer unverblümter an die Sparer weiter. Ende Juni beglückten bereits 350 Banken ihre Kunden mit den als „Verwahrentgelten“ verharmlosten Strafzinsen.

Wie zynisch die Banken dabei vorgehen, zeigt das Beispiel der Degussa Bank. Sie berechnet seit Juli auf Tagesgeldkonten, auf denen mehr als 5.000 Euro eingezahlt wurden, einen Strafzins von 0,5 Prozent. Das Angebot führt aber immer noch den irreführenden Namen „TopZins“.

Die Suche nach Auswegen hat längst begonnen. Sie ist allerdings nicht ohne Haken, denn gute Zinsangebote mit kleinen oder überschaubaren Risiken sind Mangelware. Der Zinssatz war schon immer ein Ausdruck des mit dem Kredit verbundenen Risikos. Hohe Zinsangebote sind daher auch ein Warnzeichen für eine bescheidene Bonität des Schuldners. Wäre es anders, würde dieser sich an den Kapitalmärkten günstiger finanzieren können.