Die zukünftige Gaskrise wirft ihre Schatten voraus: Chemische Industrie sieht sehr pessimistisch in die Zukunft

Noch hat die neue Heizsaison nicht begonnen, doch schon jetzt ist das Gas das große Thema. Das gilt nicht nur für die Verbraucher, sondern auch für die deutsche Industrie. Hier richtet sich der Blick insbesondere auf die chemische Industrie, denn für diese stellt das Erdgas eines der wichtigsten Vorprodukte dar.

Aktuell belastet die Befürchtung, dass die russischen Gaslieferungen in Kürze ganz versiegen werden und es gleichzeitig nicht gelingen wird, rechtzeitig genügend Alternativen zu erschließen. Sollten diese dennoch zur Verfügung stehen, so dürfte das Gas wohl nur zu wesentlich höheren Preisen zu beziehen sein.

Entsprechend düster und belastet stellen sich die Aussichten für die chemische Industrie derzeit dar. In diesem Teilsegment der deutschen Wirtschaft hat das Münchener Ifo Institut bei seinen jüngsten Umfragen zu den Geschäftserwartungen einen erneuten kräftigen Rückgang festgestellt.

Die Erwartungen haben sich im Juni erneut deutlich verschlechtert

Schon im Mai war die Stimmung nicht die beste, denn der Wert für die zukünftigen Geschäftserwartung sank auf minus 27,2 Punkte ab. Im Juni hat sich diese Entwicklung weiter fortgesetzt, denn der Index fiel auf einen Stand von minus 40,3 Punkten zurück. „Die Unsicherheit über ein russisches Gasembargo und die Folgen für die Chemie sind groß“, erklärte Anna Wolf. Sie ist beim Ifo Institut die für die chemische Industrie zuständige Branchen-Expertin.

Viele Unternehmen erwarten daher, dass sie ihre Produktion in den nächsten Monaten zurückfahren müssen. Der Produktionsindikator fiel auf minus 14,8 Punkte zurück, nachdem er im Mai noch bei plus 11,2 Punkten gelegen hatte. Zudem planen zahlreiche Firmen immer noch, ihre Preise zu erhöhen, obwohl der entsprechende Indikator im Juni von 67,8 auf 60,7 Punkte zurückfiel.

„Die aktuelle Versorgung der Chemiefirmen mit Vorprodukten hat sich kaum entspannt“, berichtete Anna Wolf. Im Juni meldeten noch immer 57,5 Prozent der Unternehmen einen Mangel an Vorprodukten. Im Mai hatte dieser Prozentsatz etwas höher bei 58,7 Prozent gelegen. Bisheriger Rekordmonat war der Dezember 2021 mit 73,0 Prozent.