Die Angst vor neuen Störungen der globalen Lieferketten belastet die Technologiekonzerne

Am Freitag warnte die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei in ihrer Titelgeschichte vor neuen massiven Störungen der internationalen Lieferketten. Ob zu viele Händler und Investoren den Artikel gelesen hatten und sich von ihm beeinflussen ließen, sei einmal dahingestellt. Doch die asiatischen Börsen beendeten die Handelswoche mit einem deutlichen Minus.

Gewarnt hatten die Autoren der Titelgeschichte von Nikkei vor allem vor Störungen, die sich auf die Lieferketten der Automobil- und Chiphersteller beziehen. Bei Ersteren steht das für die Katalysatoren benötigte Palladium derzeit im Fokus, weil Russland diesen Markt kontrolliert und russische Bergbauunternehmen wie Nornickel für über 40 Prozent der Weltproduktion verantwortlich sind.

Aber auch das Edelgas Neon könnte für die Industrie schnell zu einem gewaltigen Problem werden, denn es stammt zu 70 Prozent aus der angegriffenen Ukraine. Benötigt wird das Edelgas insbesondere für laserbasierte lithographische Prozesse wie sie beispielsweise in der Halbleiterindustrie eingesetzt werden.

Alarmstimmung in Südkorea und Taiwan

In heller Aufregung sind deshalb bereits die Standorte der großen Chiphersteller in Taiwan und Südkorea, denn ihre Lager sind bei weitem nicht so stark mit Neon gefüllt, wie es in dieser Situation wünschenswert wäre. Die japanische Investmentbank Nomura schätzt, dass die Neon-Vorräte der Chip-Hersteller nur ausreichen, um die Produktion für weitere sechs Monate zu sichern.

Damit richtet sich der Blick zwangsläufig nicht nur auf die Ukraine selbst, sondern auch auf die Transportwege. Auch China droht an dieser Stelle Ungemach, sollte die über Russland laufende Eisenbahnverbindung zwischen Europa und Asien dauerhaft gestört werden. Auch wenn die Seeverbindungen wichtiger sind, so werden dennoch rund acht Prozent des Handelsvolumens über diese Verbindung abgewickelt.

An den asiatischen Börsen führten diese Befürchtungen am Freitag zu starken Kursbewegungen. Während die Aktien der Autobauer, Chiphersteller und Elektronikproduzenten deutliche Verluste verzeichneten und teilweise über vier Prozent im Minus standen, waren Schifffahrtsaktien aber auch Erdölwerte gesucht. Die Aktie der japanischen Großreederei NYK stieg beispielsweise um weitere 2,3 Prozent auf 12.000 Yen an, womit der Kurs inzwischen sechs Mal so hoch steht wie noch im Dezember 2020.