Bitcoin (BTC): SEC lässt Bitcoin (Futures) ETF zu – ist das der Durchbruch?

Ich hatte ja vor kurzem an dieser Stelle über den „Streit“ der verschiedenen US-Regulierer, wer denn nun eigentlich für die Regulierung des Bitcoin beziehungsweise der Kryptowährungen zuständig ist, berichtet. Bisher gibt es noch keinerlei Entscheidung in diesem Kompetenzgerangel, was prinzipiell natürlich kein Problem ist. Denn die Kryptowährungen wachsen und gedeihen seit vielen Jahren auch ohne Regulierung.

Heute Nacht gegen vier Uhr deutscher Zeit kam es jedoch zu einem kleinen Kurssprung beim Bitcoin und vielen anderen Kryptowährungen. Hintergrund war eine Meldung von Bloomberg, dass die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) erstmals einem Bitcoin (Future) ETF eine Zulassung erteilt habe. Besagter ETF kann daher wohl schon ab kommender Woche an den US-Märkten gehandelt werden.

Ich bin schon sehr gespannt darauf und werde die Entwicklung sicherlich auch an dieser Stelle für Sie, liebe Leserinnen und Leser, verfolgen. Doch noch ist es dafür natürlich zu früh. Daher sollten wir uns heute an dieser Stelle andere Gedanken machen, nämlich wie es zu dieser Entscheidung kam und was sie bedeutet! Genau das möchte ich in meiner heutigen Kolumne tun.

Neuer SEC-Chef Gary Gensler gab den ETF-Anbietern eine genaue Anleitung!

Erst einmal muss man klar feststellen, dass es bei allem Kompetenzgerangel keinerlei Zweifel an der Zuständigkeit der SEC bezüglich einer Zulassung von ETFs gibt. Das Problem war, dass viele ETF-Anbieter schon seit Jahren gerne einen solchen ETF – besonders gerne natürlich den ersten – auf den Markt bringen wollten. Bis dato jedoch zeigte sich die SEC stur und lehnte alle Anträge konsequent ab.

Vor kurzem dann aber gab der neue SEC-Chef Gary Gensler ein vielbeachtetes Interview. In diesem sagte er, dass die SEC auch weiterhin Bitcoin ETFs ablehnen müsse. Denn dieser werde in erster Linie an sogenannten Krypto-Börsen wie Binance, Coinbase oder Kraken gehandelt, die aber im juristischen Sinne keine Börsen seien und daher keiner so strengen Regulierung unterliegen würden wie die Wall Street.

Anders sehe es daher nur aus, wenn das Underlying (Bitcoin!) zukünftig auch an regulierten Börsen wie beispielsweise der New York Stock Exchange (NYSE) oder der Nasdaq gehandelt werde. Oder aber wenn das Underlying eben nicht der Bitcoin selbst sei, sondern zum Beispiel ein Bitcoin Future sei. Denn diese werden bekanntlich an der Chicago Mercantile Exchange (CME) und somit einer regulierten Börse gehandelt, siehe: https://www.cmegroup.com/markets/cryptocurrencies/bitcoin/bitcoin.quotes.html

Damit gab Gary Gensler der Branche quasi eine punktgenaue Anleitung was die Anbietern tun sollten damit die SEC endlich einen solchen ETF zulassen kann. Diese ließen sich darum auch nicht lange bitten. Schon kurz nach der Veröffentlichung des Interviews mit Gary Gensler gingen die ersten Anträge auf Zulassung eines Bitcoin Future(s) ETF bei der SEC ein. Insofern kann die Zulassung des ersten Bitcoin Future(s) ETF durch die SEC eigentlich auch niemanden mehr wirklich überraschen.

Dennoch zeigten sich einige Krypto-Investoren in den frühen Morgenstunden (deutscher Zeit) des heutigen Freitags positiv überrascht von dieser Nachricht und sorgten für einen kleinen Kurssprung beim Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Die Frage ist jetzt natürlich, wie nachhaltig diese Kursgewinne wohl sein werden. Ich denke zwar grundsätzlich schon, dass sie das sind. Aber…

Charttechnische Widerstände müssen noch aus dem Weg geräumt werden

Aus rein charttechnischer Sicht ist die Lage leider noch nicht ganz klar. So stehen insbesondere dem Bitcoin noch einige (charttechnische) Hürden im Weg, ehe er wieder richtig Fahrt aufnehmen kann. Da wäre zunächst einmal die psychologisch wichtige „runde“ Marke von 60.000 US-Dollar, an der er heute auch erst einmal abprallte. Aus rein charttechnischer Sicht sind somit Rücksetzer in Richtung 57.500/58.000 US-Dollar nochmal möglich.

Doch auch wenn der Sprung über die 60.000er Hürde am Ende gelingt, wartet um 65.000 US-Dollar schon das nächste große charttechnische Hindernis. Denn hier liegt das bisherige Allzeithoch, das vom 14. April 2021 datiert. Woher ich das so genau weiß? Weil genau an diesem Tag der Börsengang der eben schon einmal erwähnten Krypto-Börse Coinbase erfolgte.

Zur charttechnischen Wahrheit gehört damit allerdings auch: Sollte der Bitcoin erst die „runde“ Marke von 60.000 US-Dollar und anschließend noch das bisherige Allzeithoch bei rund 65.000 US-Dollar überwinden können, generiert er ein starkes charttechnisches Kaufsignal. Dieses hätte ein erstes Kursziel im Bereich von 80.000 US-Dollar, später wäre sogar der erstmalige Sprung in die Sechsstelligkeit (100.000 US-Dollar!) möglich.

USA möchten laut Gary Gensler eine (strenge) Regulierung und keine Verbote

Natürlich können sich eine solch tolle Kursentwicklung die ewigen Nörgler und Krypto-Kritiker kaum vorstellen. Daher wird es von diesen auch weiterhin Mahnungen und Warnungen vor Bitcoin und Co. geben. Gerade auch im Hinblick darauf was China im Laufe diesen Jahres so veranstaltet hat. Aber auch hier kann man sich letztlich wohl auf eine Aussage von SEC-Chef Gary Gensler verlassen.

Denn auch – oder obwohl – US-Präsident Joe Biden, zu dessen größten Spendern übrigens ausgerechnet die Krypto-Branche gehörte, kürzlich die US-Regulierer zu einer konstruktiven Zusammenarbeit aufgerufen hat und ein entsprechendes Regelwerk behördenübergreifend ausarbeiten lassen möchte, steht die Aussage von Gary Gensler, dass die US-Behörden zwar eine (strenge) Regulierung, aber keine Verbote von Kryptowährungen anstrebten.

Die Kritik an Gensler, die es vor einigen Wochen noch gab, konnte ich seinerzeit schon nicht nachvollziehen und kann es bis heute nicht. Denn der Mann ist ein Experte auf dem Gebiet, er hat vor seiner Tätigkeit als SEC-Chef als Professor für Blockchain und Kryptowährungen unterrichtet und war dabei sehr beliebt bei seinen Studenten. Ich halte ihn daher für vertrauenswürdig und denke, dass bei einem geplanten Verbot auch keine wie auch immer gerartete ETF-Zulassung erfolgt wäre. Warten wir nun mal ab, ob das der endgültige Durchbruch von Bitcoin und Co. ist. Wenn Sie mich fragen, denke ich: JA.