Bitcoin (BTC) eskaliert – aber das birgt auch Gefahren!

Nachdem ich in den Wochen zuvor über die Kompetenzstreitigkeiten bei der Regulierung von Kryptowährungen in den USA geschrieben hatte, berichtete ich vergangene Woche von der Zulassung des ersten Bitcoin (Futures) ETF durch die US-amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC). Bereits Anfang dieser Woche ging der neue Bitcoin (Future) ETF dann an den Start, Sie finden ihn unter dem US-Symbol BITO.

Doch in Kürze folgt schon der zweite solche ETF, den Sie dann unter dem US-Symbol BTFD. Diejenigen unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die weniger börsenaffin sind oder sich zumindest mit dem neuen „Jugend Slang“ an der Börse nicht so auskennen, sei gesagt, dass BTFD auch für „Buy The Fuckin‘ Dip!“, frei ins Deutsche übersetzt also etwa: „Kaufe den verdammten Rücksetzer!“ steht. Nettes Wortspiel des Anbieters.

Auch dieser Bitcoin (Futures) ETF wird jedoch wohl noch nicht der Letzte sein. Denn nachdem der neue SEC-Chef Gary Gensler, der zuvor an der MIT Sloan School of Management Professor für Blockchain, Digitale Währungen sowie FinTech tätig war (unter diesem Link können Sie sich seine Vorlesungen kostenlos, allerdings in englischer Sprache, anschauen: https://ocw.mit.edu/courses/sloan-school-of-management/15-s12-blockchain-and-money-fall-2018/video-lectures/) den ETF-Anbietern quasi einen genauen Fahrplan vorgelegt hat, was sie für eine Zulassung tun müssen, gab es sofort sechs Anträge auf Zulassung solcher ETFs.

Gestriger Kurssturz des Bitcoin bei Binance.US zeigt, dass Gary Gensler Recht hat!

Konkret war und ist das Problem der SEC, dass Kryptowährungen wie der Bitcoin nicht an offiziellen und damit regulierten Börsen gehandelt werden. Warum das tatsächlich ein Problem ist, konnte man gestern übrigens bei Binance.US sehen. Denn dort stürzte der Kurs der Cyber-Devise Nummer 1 – vermutlich wegen eines Fehlers im Trading-Algorithmus eines Großkunden, für kurze Zeit von rund 65.000 auf 8.200 US-Dollar. Sowas darf natürlich bei einem offiziell von der SEC genehmigten Produkt niemals passieren.

Aber zurück zu Gary Gensler. Dieser hatte in einem TV-Interview gesagt, dass die SEC aus dem gerade genannten Grund so schnell keinen Bitcoin ETF zulassen könne. Anders sehe das jedoch aus, wenn es sich um einen Bitcoin Future(s) ETF handeln würde. Denn die Bitcoin Futures würden – nachdem die CBoE ihre Konkurrenzprodukte wegen Erfolglosigkeit eingestellt hat – nur noch an der regulierten Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt. Wie geschrieben, hatte die SEC am nächsten Tag gleich sechs Zulassungsanträge für Bitcoin Future(s) ETFs auf dem Tisch, von denen zwei bereits abgesegnet wurden.

Was ist an den Bitcoin (Futures) ETFs eigentlich so besonders?

Immer wieder gerne werde ich in diesen Tagen auch gefragt, was an den neuen Bitcoin (Futures) ETFs eigentlich so besonders sei. Es gäbe doch schließlich schon Krypto ETFs, insofern sei das ja keine Weltneuheit. Warum also sollte nur wegen dieser neuen ETFs jetzt viel frisches Geld in die Krypto-Märkte fließen? Nun, diese Frage ist zunächst einmal absolut berechtigt. Tatsächlich gibt es in Kanada sowie hier bei uns in Deutschland schon solche Produkte.

Aber… die Amerikaner können diese Produkte im Normalfall nicht handeln. Warum nun soll das so ein großes Problem sein? Nun, ganz einfach, weil der US-amerikanische Kapitalmarkt nun einmal der – mit Abstand – größte Kapitalmarkt der Welt ist. Es mag ja sein, dass der ein oder andere Privatanleger und sogar der ein oder andere institutionelle Anleger Mittel und Wege gefunden hat und beispielsweise in den in Kanada gehandelten ETF investieren konnte und kann. Aber die breite Masse konnte es eben nicht.

Mit der Zulassung dieser ersten Bitcoin (Futures) ETFs hat sich das geändert. Tatsächlich hat auch schon der erste Pensionsfonds in den USA nun angekündigt in die beiden größten Kryptowährungen, Bitcoin und Ether, investieren zu wollen. Sie sehen also, dass die Zulassung solcher ETFs durch die SEC sehr wohl eine große Bedeutung hat. Insofern würde ich die Kursgewinne bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen zuletzt auch tatsächlich dem Start dieser ETFs zuschreiben.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Anders als die damalige Einführung der Bitcoin Futures (im Jahr 2017!), die ich sehr kritisch sah, finde ich den Start dieser neuen ETFs tatsächlich gut. Zumal insbesondere institutionelle Anleger in den USA schon lange auf solche ETFs gewartet haben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass deshalb noch längst nicht alles Gold ist, was glänzt. Denn auch wenn diese neuen ETFs die Kurse an den Krypto-Märkten kurzfristig befeuert haben und noch etwas befeuern werden, gibt es dadurch (neue) Gefahren.

Gegen die Einführung der Bitcoin Futures war ich seinerzeit, weil diese nach einer längeren starken Kursrally, einem Hype, aufgelegt wurden. Es war seinerzeit klar, dass viele Institutionelle nur auf diese Futures gewartet haben, um über sie Bitcoin zu shorten. Tatsächlich begab dieser sich auch kurz nach dem Start dieser Futures in den freien Fall, es kam zu einem kräftigen „Krypto Winter“.

Zwar kommen auch diese neuen ETFs nach einer starken Kursrally. Wir hatten aber immerhin bereits den „Musk Crash“ im Mai, der den Markt etwas bereinigt haben sollte. Kurzfristig befeuern diese ETFs daher, wie schon geschrieben, eher die Kurse noch einmal. Aber zur Wahrheit gehört eben auch, dass die Institutionellen, die nun in die Krypto-Märkte hineinkommen, noch keine oder zumindest kaum Erfahrungen mit Kryptowährungen haben.

Mit anderen Worten: Was die tun, wenn es mal schlechter läuft, muss man erst einmal sehen. Kaufen Sie die Dips? Dann wäre ihr Einstieg in die Krypto-Märkte sehr gut. Oder aber sind sie wenig verlust-tolerant und werfen ihre Krypto-Bestände, möglicherweise auch per automatisierten StoppLoss-Kursen, auf den Markt. Dann könnten sie, wie 2017 die Shorties, die Krypto-Märkte auch in die Knie zwingen. Die Folge wäre dann wohl wieder ein harter, langer „Krypto Winter“.

Noch ist es zu früh, um die Lage zu beurteilen. So wie ich jedoch im Mai vor zu viel Angst gewarnt habe, warne ich nun vor zu viel Euphorie. Denn wer in Euphorie verfällt, handelt nicht mehr rational. Vielmehr übernimmt dann die Gier die Kontrolle der Handlungen und bekanntlich frisst die Gier das Hirn auf. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende, vielleicht lesen Sie ja in Ihrer Freizeit mein Buch „Kryptotrading“ (HIER bei Amazon bestellen!).