Altpapierknappheit belastet die deutsche Papierindustrie

Dass die deutsche Automobilindustrie weltweit eine führende Rolle einnimmt, ist allgemein bekannt. Weit weniger geläufig ist den meisten Deutschen, dass auch die heimische Papierindustrie eine der größten der Welt ist. Im Jahr 2019 beschäftigten die Unternehmen der Branche 160.000 Mitarbeiter und erwirtschafteten einen Umsatz von 45,41 Milliarden Euro.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mitteilte, hat sich die deutsche Papierindustrie in den vergangenen Jahren zunehmend von der Produktion grafischer Papiere, also jener Papiere, die zum Bedrucken, Beschreiben und Kopieren benutzt werden, hin zu Verpackungspapieren und -pappen orientiert.

Sichtbar wird diese Veränderung beispielsweise an der Menge des sogenannten Wellenpapiers, das in Deutschland hergestellt wird. Bei ihm handelt es sich um gewellte Polsterung von Verpackungen und Kartons, die aus Altpapier hergestellt wird. Im Jahr 2010 lag die deutsche Produktion noch bei 1,61 Millionen Tonnen. Bis zum Jahr 2020 stieg die Herstellung dieser Papierform um 170,3 Prozent auf 4,36 Millionen Tonnen.

Papierindustrie auf Importe angewiesen

Stark rückläufig war dem gegenüber die Produktion von graphischem Papier und Zeitungspapier. Deutschland stellt an dieser Stelle keinen Einzelfall dar, denn europaweit war die Produktion deutlich rückläufig. In allen 27 EU-Staaten wurden 2020 nur noch 4,31 Millionen Tonnen Zeitungspapier hergestellt. Das war gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 22,2 Prozent.

Dieses Papier fehlt nun allerdings für die Wiederverwertung. Ein großer Teil der benötigten Rohstoffe zur Papierherstellung wird deshalb von Deutschland importiert. Dies zeigen auch die Zahlen für das laufende Jahr. So wurden allein in den Monaten Januar bis August 2021 3,41 Millionen Tonnen Papier und Pappe zur Wiederverwertung importiert. Das war fast ein Viertel (22,1 Prozent) mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Auch die Importe von Holz- und Zellstoff legten in diesem Jahr kräftig zu. Sie stiegen in den ersten acht Monaten um 7,7 Prozent auf insgesamt 2,97 Millionen Tonnen an. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich die weltweit hohe Nachfrage nach Holz an dieser Stelle dämpfend ausgewirkt hat.

Holz, aus dem Zellstoff gewonnen wird, wurde vor allem aus den nordischen Ländern Schweden (18,3 Prozent) und Finnland (14,2 Prozent) importiert. Beide Staaten zähen weltweit zu den wichtigsten Holzexporteuren. Ein weiteres wichtiges Herkunftsland war Brasilien mit einem Anteil von 22,9 Prozent.