Patientenschützer kritisieren den Einsatz von Psychopharmaka wie Beruhigungs- und Schlafmitteln in der Pflege

Wenn Patienten ruhig gestellt werden sollen, setzen Pflegeheime auch Beruhigungs- und Schlafmittel ein. Patientenschützer sind dagegen: Der Aufschrei bliebe aus, auch wenn hunderttausende von Menschen in Deutschland davon betroffen sind, so der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch.

Aufschrei der Menschen gegen diese Praxis bliebe aus, so die Klage

„Patientenschützer haben Bund und Länder aufgefordert, die dauerhafte Gabe von Beruhigungs- und Schlafmitteln in Pflegeheimen zur Ruhigstellung von Pflegebedürftigen einzudämmen. „Obwohl davon Hunderttausende Menschen betroffen sind, bleibt der Aufschrei aus“, sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

„Bund und Länder sind gefordert, aktiv gegen solche Maßnahmen vorzugehen.“ Die Folge einer dauerhaften Einnahme seien Schwindel, Benommenheit, schwere Stürze bis hin zu Apathie oder Aggression, warnte er. Nötig sei ein permanentes Monitoring des Einsatzes von Psychopharmaka für jede Einrichtung in der Langzeitpflege. „Transparenz ist die Voraussetzung für einen Rückgang der ruhigstellenden Medikamente“, mahnte Brysch. Die Menschen wollten wissen, wie die Situation vor Ort aussehe. Brysch lobte, dass der Einsatz von Bettgittern oder Fixierungen von kranken und pflegebedürftigen Menschen zurückgegangen sei.

Dazu hätten breit angelegte Kampagnen der Länder und Pflegeheimbetreiber beigetragen. „Doch anscheinend wurde hier der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Denn die dauerhafte Gabe von Beruhigungs- und Schlafmitteln wird viel zu oft zur Ruhigstellung eingesetzt“, beklagte er mit Blick auf den jüngsten Pflegereport des AOK-Verbandes. Daraus geht hervor, dass bundesweit 7,6 Prozent der Pflegeheimbewohner eine problematisch lange Zeit Beruhigungs- und Schlafmittel verordnet werden. Als nicht überraschend bezeichnete Brysch die weiterhin hohe Quote der Krankenhauseinweisungen von Pflegeheimbewohnern am Lebensende. „Anders als bei Hospizen, die rund 10.000 Euro monatlich von den Sozialkassen erhalten, gibt es für Sterbende in der stationären Langzeitpflege keine zusätzlichen Mittel für die Hospiz- und Palliativarbeit“, kritisierte er. So sei das dringend notwendige, zusätzliche Personal für die Sterbebegleitung nicht zu bezahlen, mahnte der Verbandsvertreter.“

Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur

Foto: Tabletten (Archiv), über dts Nachrichtenagentur