Krankenkassen-Dilemma: Es kann teuer werden

Die Krankenkassen scheinen auch für die aktuellen Koalitionsverhandlungen eine bedeutende Rolle zu spielen, mutmaßt aktuell die „Welt“. Es könne zu Beitragssprüngen kommen, heißt es, wenn es nicht gelänge, ein striktes Sparprogramm zu fahren. Der Reformstau in dem Zweig des Sozialsystems sei ohnehin sehr groß. Kurzfristig müssten die Kassen bereits Steuergelder in Anspruch nehmen, da die Ausgaben nicht mehr durch die Gebühreneinnahmen gedeckt werden würden.

Berechnungen reichen bis in das Jahr 2040 hinein

Die Finanznot werde durch Berechnungen des unabhängigen IGES-Instituts dokumentiert. Dieses Institut legt eine Rechnung vor, die bis in das Jahr 2040 reicht. Würden die Ausgaben wie bislang ohne Bremse so schnell wie aktuell seit 2007 steigen, dann würde die Finanzlücke weiter steigen. Dieses Finanzloch umfasse bis zum Jahr 2040 dann einen Betrag in Höhe von 217 Milliarden Euro.

Damit diese Finanzierungslücke geschlossen werden könne, muss der durchschnittliche Zusatzbeitrag der gesetzlichen Kasse der Berechnung nach von aktuell 1,3 % auf dann 10,9 % steigen. Inklusive des allgemeinen Beitragssatzes, der für alle Kassen gleich ist, würde die Gesamtbelastung auf 25,5 % steigen. Aktuell liegt der einheitliche allgemeine Beitragssatz bei 14,6 %.

Hintergrund für diese Kostensteigerungen seien nicht nur die Verschiebungen in der Altersstruktur der Gesellschaft. Vielmehr würde auch der Fortschritt in der medizinischen Behandlung die Kosten nach oben treiben. Die Erforschung neuer und oft teurer Therapien und Arzneimittel lasse die Ansprüche wachse.

Der wichtigste Grund sei indes, dass es in der Ära der scheidenden Bundeskanzlerin an Sparwillen gemangelt habe. Die Ausgaben seien zwischen 2007 und 2020 im Mittel pro Jahr um 4,3 % nach oben gestiegen.

Zum Vergleich: Zwischen 1996 und dem Jahr 2006 waren die Ausgaben im Durchschnitt um 1,4 % jährlich geklettert.