Spiegelt sich im Goldpreis das noch vorhandene Vertrauen in die Notenbanken?

Am Mittwoch konnte der Goldpreis einen deutlichen Anstieg verzeichnen. Mit dem gelben Metall stiegen auch die Preise, die für die weißen Edelmetalle Silber, Platin und Palladium zu bezahlen waren. Der kräftige Preisanstieg weckt nun gerade bei jenen Anlegern, die dem Gold generell recht positiv gegenüberstehen, die Hoffnung, dass eine neue Rallye begonnen hat.

Prinzipiell ist das möglich, denn es ist schon verwunderlich, dass das Gold im August 2020 auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie und der durch sie hervorgerufenen erneuten massiven Ausweitung der Geldmenge ein neues Rekordhoch bei 2.063 US-Dollar ausgebildet hat, im letzten Halbjahr auf die massiv ansteigende Inflation allerdings kaum reagiert hat.

Insofern hätte das gelbe Metall durchaus noch Nachholbedarf. Es sei denn, man ist der Ansicht, dass der Anstieg des Jahres 2020 ein wenig zu viel des Guten gewesen sei und deshalb nun durch eine längere Phase ohne neue Hochs korrigiert werden müsse. Eine solche Ansicht vertritt beispielsweise die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch.

Noch nehmen die Anleger die US-Notenbank beim Wort

Andere Geldverwalter weisen auf die hohen Abflüsse aus den großen Gold-ETCs. Sie wurden von den Anlegern im Krisenjahr 2020 sehr stark gekauft. Im letzten Jahr haben sich die Mittelzuflüsse jedoch wieder in Mittelabflüsse gewandelt, weil andere Anlageklassen von den Anlegern als attraktiver bewertet wurden. Auch daraus erwuchs dem Goldpreis ein kräftiger Gegenwind.

Sehr stark ausgeprägt ist aktuell auch das Vertrauen in die Notenbanken. Diese werden von den Investoren immer noch beim Wort genommen, auch wenn die jüngste Erfahrung nicht unbedingt für eine solche Vorgehensweise spricht. Zunächst hatten die Zentralbanken behauptet, die Inflation sei nur temporär. Die Anleger glaubten ihnen und kauften kein Gold, sondern verkauften sogar einen Teil ihrer Bestände.

Inzwischen haben die Notenbanken ihre Einschätzung zur Inflation revidiert und stimmen die Finanzmärkte darauf ein, dass sie die Notwendigkeit sehen, ihre lockere Geldpolitik zu beenden und die Zinsen deutlich schneller anzuheben als bislang gedacht. Und wieder nehmen die Anleger Jerome Powell und seine Kollegen beim Wort und verzichten auf neue Goldkäufe, denn wenn die Zinsen steigen, so die allgemeine Ansicht, wird das Gold unattraktiver.