Iin der Schule abschreiben, war gestern. Heute lässt man seine Texte lieber gleich schreiben und zwar von der KI. Künstliche Intelligenz verfasst nicht nur immer mehr Texte in Zeitungen und im Internet, sondern auch an Schulen und Universitäten. Zurück bleiben die „Dummen“, die es nach wie vor vorziehen, selbst zu schreiben und sich selbst neues Wissen anzueignen.
Werden wir durch den vermehrten Einsatz von KI damit immer unehrlicher? Wird ethisch korrektes Verhalten schon bald zu einem Auslaufmodell mutieren? Diesen Fragen gingen Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung der Universität Duisburg-Essen nach. Sie analysierten in Zusammenarbeit mit der Toulouse School of Economics 13 Studien mit insgesamt mehr als 8.000 Teilnehmern.
Die Ergebnisse ihrer Metastudie lassen erwarten, dass die ethischen Standards vieler Menschen mit dem zunehmenden Einsatz von KI leiden werden. Denn es wurde festgestellt, dass die Teilnehmer der Studien deutlich häufiger betrogen, wenn sie die Verantwortung für die Durchführung des Betrugs auf die Künstliche Intelligenz verlagern konnten.
Die KI als Sündenbock senkt die moralischen Hemmschwellen
Da die Probanden nicht selbst für den Betrug verantwortlich waren, sank für viele die Hemmschwelle, die zwischen einem ethisch korrektem und inkorrekten Handeln besteht. Sie wurde leichter überschritten, wenn die Übungen eine hochgradige Zielsetzung erforderten.
Ein beliebtes und in der Forschung oft eingesetztes Mittel, um die Bereitschaft zum Betrug zu übermitteln, ist das Würfelspiel. Die Teilnehmer einer Studie sollen dabei die gewürfelten Zahlen übermitteln. Sie erhalten allerdings eine Belohnung, wenn sie hohe Zahlen melden. Damit entsteht ein klassischer Konflikt zwischen der Aufgabe, die gewürfelten Zahlen korrekt zu übermitteln und dem Wunsch, die zusätzliche Belohnung zu erhalten.
Wird die KI mit der Übermittlungen der Zahlen beauftragt, steigt die Unehrlichkeit. Sie steigt besonders stark an, wenn der KI auch das Ziel, den Bonus zu erhalten, als Auftrag erteilt wurde. In diesem Fall ist nur eine kleine Minderheit von 12 bis 16 Prozent der Probanden ehrlich. Müssen die Teilnehmer die Aufgabe jedoch selbst erledigen, blieb mit einem Anteil von 95% eine große Mehrheit der Probanden ehrlich.
Die unangenehme Aufgabe, den Betrug durchzuführen und den versprochenen Bonus zu erhalten, fällt somit wesentlich leichter, wenn man sie an einen vermeintlichen „Sündenbock“ namens Künstliche Intelligenz delegieren kann. Das stimmt für die Zukunft alles andere als optimistisch.