Gas und Papier: Derzeit eine gefährliche Konstellation

Gas aus Russland und Papier das in deutschen Betrieben auch aus viel Altpapier hergestellt wird, werden die meisten Deutschen zunächst nicht miteinander in Verbindung bringen und doch könnte sich dieser Zusammenhang schon in Kürze im Leben vieler Menschen spürbar bemerkbar machen.

Nach China, den Vereinigten Staaten und Japan hat Deutschland weltweit die viertgrößte Papierindustrie. Produziert werden dabei Papier, Pappe und Karton nicht nur für den eigenen Bedarf. Knapp die Hälfte der Erzeugnisse wird anschließend exportiert. Und die Herstellung der Produkte ist recht energieintensiv. Gas ist dabei ein wesentlicher Faktor.

Ein Embargo für russisches Gas würde für die deutsche Papierindustrie praktisch einen flächendeckenden Produktionsstopp bedeuten, warnte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Die Papierindustrie, Alexander von Reibnitz, deshalb in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Schon jetzt wirkt sich der Krieg in der Ukraine durch die hohen Rohstoffkosten sehr ungünstig auf Papierindustrie aus.

Erdgas ist mit einem Anteil von 55 Prozent der wichtigste Rohstoff

Für die Papierindustrie ist nicht etwa Altpapier, sondern das Erdgas der wichtigste Rohstoff. Es kommt im Rohstoffmix auf einen Anteil von 55 Prozent. Kurzfristig zu ersetzen ist das Erdgas dabei kaum. Benötigt werden 26 Terrawattstunden Erdgas. Von ihnen könnten bis zum nächsten Winter nur 15 Prozent durch andere Energieträger ersetzt werden.

Sollte die deutsche Papierindustrie aufgrund eines Embargos für russisches Erdgas nicht mehr produzieren können, werden die Deutschen das nicht nur an fehlenden Katalogen, Zeitungen und Zeitschriften bemerken. Auch Spezialpapiere wie Filter oder medizinische Produkte wie Hygienepapiere für die Pflege sind betroffen.

Ebenso schnell wird der boomende Online-Handel durch seinen großen Bedarf an Papier und Verpackungen betroffen sein. Hinzu kommt, dass der Handel in den vergangenen Jahren dazu übergegangen ist, Plastikverpackungen immer stärker durch Papierverpackungen zu ersetzen. Leiden wird dabei auch die Verarbeitung von Altpapier, denn ohne den Einsatz von Erdgas können in Deutschland 50.000 Tonnen Altpapier pro Tag nicht mehr verarbeitet werden.