Experiment mit unsicherem Ausgang: Das 9-Euro-Ticket —-

Fahrten in den Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs können seit kurzem mit dem 9-Euro-Ticket angetreten werden. Schon an den Tagen bevor es losging haben die Verbraucher das Ticket an den Vorverkaufsstellen eifrig erworben. Nun müssen die kommenden drei Monate zeigen, was der Versuch am Ende wert ist.

Ein Versuch im Großmaßstab wurde auf jeden Fall gestartet. Sein Ausgang ist allerdings völlig ungewiss. Das Ziel der Bundesregierung, mehr Fahrgäste für den öffentlichen Nahverkehr zu begeistern und damit langfristig mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern, könnte erreicht werden.

Das Ziel könnte aber auch genauso gut ins Gegenteil umschlagen, etwa dann, wenn die unternehmungslustigen Deutschen sich in den kommenden drei Monaten dicht gedrängt in den Zügen des Nahverkehrs treffen werden. Diese Variante des 9-Euro-Tickets dürfte besonders häufig in den Zügen angetroffen werden, die in den touristisch besonders attraktiven Regionen verkehren.

Was bringt ein einmaliger Effekt?

Der Nahverkehr wird normalerweise von den Bundesländern organisiert. Ihnen will der Bund für die entstehenden Einnahmeverluste aus den Ticketverkäufen in den kommenden drei Monaten insgesamt 2,5 Milliarden Euro überweisen. Auch wenn wir uns längst an hohe Zahlen gewöhnt haben: Das ist eine Menge Geld.

Es ist in etwa so viel Geld wie der Bund ansonsten in einem ganzen Jahr für die Verbesserung des Schienennetzes ausgibt. Berechtigt ist deshalb die Frage, ob die 2,5 Milliarden Euro daher nicht besser für neue Gleise, Weichen und Bahnhöfe anstatt für eine dreimonatige Rabattaktion ausgegeben worden wären.

Hätte man für dieses Geld neue Züge oder Busse beschafft, hätten diese die Bürger in den nächsten 15 bis 25 Jahren erfreuen können. So endet die Freude spätestens im September und schlägt dann möglicherweise in einen Preisschock um, sollten sich die Anbieter im Nahverkehr gezwungen sehen, ihre Einnahmeausfälle und die erhöhten Energiekosten durch höhere Preise wieder hereinholen zu müssen.