Die Privatanleger haben eine andere Sicht auf das Gold als die Wall Street

Viele Privatanleger waren im vergangenen Jahr sehr verunsichert, denn die Inflation stieg unaufhörlich und gerade in der ersten Hälfte von 2022 zeigten die Notenbanken sich noch recht unbeeindruckt von dieser Entwicklung. Dies führte am Goldmarkt zu einigen Besonderheiten, die Sie kennen sollten.

Im Goldsektor war das vergangene Jahr ein Rekordjahr. Nicht, was den Preis und seine Entwicklung betraf. Wohl aber beim Blick auf die Tonnage an physischem Gold, die von den Zentralbanken gekauft wurde. Sie erreichte den höchsten Wert seit 1967. Damit unterstrichen die Notenbanken eindrucksvoll, wie wichtig ihnen das sehr oft schon totgesagte Gold immer noch ist.

Von dieser bemerkenswerten Entwicklung zeigten sich die institutionellen Anleger vollkommen unbeeindruckt. Sie verkauften das gelbe Metall. Zu sehen waren diese Verkäufe an den konstanten Mittelabflüssen, die über das gesamte Jahr 2022 hinweg bei den physisch besicherten Gold-ETFs zu beobachten waren.

Hier wurden in 2022 insgesamt rund 120 Tonnen verkauft, während gleichzeitig die Notenbanken mehr als 600 Tonnen Gold erwarben und auch die Kleinanleger in ihrer Mehrheit massiv auf der Käuferseite standen. An dieser Stelle offenbarte sich eine auffällige Diskrepanz zwischen der Einschätzung der Wall Street und der Meinung, die die meisten Kleinanleger zur Inflation hatten.

Die Kleinanleger fürchten die Inflation und den Zusammenbruch des Euros

Für die Wall Street war und ist die Inflation kein Thema. Das gilt auch jetzt noch, da die großen Aktienindizes kräftig steigen, weil einzelne Adresse für das Ende des Jahres schon wieder die erste Zinssenkung durch die amerikanische Zentralbank erwarten. Gleichzeitig war und ist der US-Dollar sehr stark. Auch dies ist für die Wall Street ein Grund, das Gold stiefmütterlich zu behandeln und es eher zu verkaufen als weitere Münzen und Barren zu erwerben.

Die Meinung, welche die Privatanleger zur Inflation hatten und in der Masse immer noch haben, könnte kaum unterschiedlicher sein. Vielleicht rührt der sehr auffällige Unterschied daher, dass die meisten Kleinanleger noch selbst zum Einkauf in den Supermarkt gehen und dort die stetigen Inflationsschübe hautnah miterleben.

Wie dem auch sei: Die Besorgnis innerhalb der privaten Anleger ist groß. Die Inflation ist hier nicht nur ein Thema, sondern sie wird gefürchtet. Daher investierten die Kleinanleger in 2022 auch massiv in das Gold und kaufen Münzen und Barren. Auch der Euro wird mit Sorge gesehen.

Es bleibt abzuwarten, welche Seite die Lage am Ende richtig eingeschätzt haben wird. In jedem Fall kann aber jetzt schon einmal festgehalten werden, dass die angeblich so inkompetenten Privatanleger in diesem zentralen Punkt, die vermeintlich so weisen Notenbanken auf ihrer Seite haben.