Der politische Wille zu höheren Energiepreisen sollte nicht unterschätzt werden

Bevor sich der Deutsche Bundestag in der vergangenen Woche in seine achtwöchige Sommerpause verabschiedet hat, votierten die Abgeordneten gegen eine Verlängerung der Laufzeit für die drei in Deutschland noch aktiven Atomkraftwerke. Damit wurde die Chance aus der Hand gegeben, durch einen Verzicht auf mehr Gasstrom, die Krise bei der Gasversorgung ein wenig zu entspannen.

Entscheidend ist an dieser Stelle, dass der Strom, welcher heute noch von den drei letzten Atomkraftwerken erzeugt wird, im kommenden Jahr aus anderen Quellen gedeckt werden muss. Das sind nach Lage der Dinge Gaskraftwerke. Das Gas, was hier zum Antrieb der Turbinen benötigt wird, wird zwangsläufig weder der Industrie noch zum Heizen zur Verfügung stehen.

Das bedeutet, dass es den Abgeordneten in ihrer Mehrheit letztlich egal ist, ob Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren oder im Winter in nicht oder nur schwach geheizten Wohnungen leben werden. Hauptsache, die eigenen Prinzipien und Visionen werden nicht infrage gestellt.

Der beständige Griff in Ihr Portemonnaie wird weitergehen

Das deutsche Parlament hat damit ein weiteres Mal deutlich gemacht, dass es in einer anderen Welt lebt. Wer zum Telefon greifen und die Fahrbereitschaft des Bundestages rufen kann, um von A nach B zu gelangen, wer Monat für Monat eine steuerfreie Aufwandsentschädigung von 1.000 Euro erhält und acht Wochen Sommerpause genießt, der ist wirklich mit Privilegien gesegnet, von denen die Masse der Bundesbürger nur träumen kann.

So über die Probleme der einfachen Frauen und Männer enthoben ist es leicht, die Inflation zu ignorieren und dabei auszublenden, dass man selbst willentlich und wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Situation so ist, wie sie gerade ist, ohne die Folgen selbst tragen zu müssen.

Ein großer Teil der Lieferprobleme geht auf die Corona-Maßnahmen zurück. Obwohl ihre erhoffte Wirkung sich an vielen Stellen nicht gezeigt hat, wohl aber ihre negativen Folgen, liebäugeln die Hardliner unter den Parlamentariern und Ministern bereits mit neuen Maßnahmen im Herbst.

Weitgehend ausgeblendet wird auch, dass wir auch langfristig nicht mehr zu den Inflationsraten zurückkehren werden, welche die letzten Jahre bestimmten. Der Grund dafür ist die politische gewollte Verteuerung von Energie. Die Verfügbarkeitsprobleme werden mit der Zeit nachlassen. Bleiben wird allerdings der politische Wille, höhere Verbraucherpreise für fossile Brennstoffe durchzusetzen.