Der Goldpreis spiegelt die Stimmung der Anleger, nicht aber die Krisen einer Gesellschaft wider

Gemeinhin gilt das Gold als ein Krisenmetall. Es wird gekauft, so die landläufige Meinung, wenn Krisen und Katastrophen die Menschen erschüttern. Aktuell ist davon allerdings nicht viel zu sehen, denn seit über einem Jahr nimmt die Inflation immer mehr Haushalte in die Zange und auch an politischen und wirtschaftlichen Krisen herrscht derzeit kein Mangel.

Trotzdem ist der Goldpreis von seinem im Frühjahr 2021 in Euro erreichten Hoch in der Zwischenzeit deutlich zurückgekommen. Hat das Gold als Krisenmetall also ausgedient? Auf den ersten Blick will es so scheinen. Doch auf den zweiten Blick wird deutlich, dass Gold und Silber nicht in jeder Krise wie auf Knopfdruck gestiegen sind.

Ob es überhaupt zu einem Anstieg kam, lag nicht so sehr an der Frage, ob überhaupt eine Krise das Bild bestimmte und wie schwer diese war, sondern daran, ob die Anleger kaufen wollten oder nicht. Hatte es im Vorfeld einer Krise bereits starke Gold- und Silberkäufe gegeben, brachte eine neue Krise sehr oft keine weitere Motivation zu neuen Käufen.

Trotz hoher Inflation gingen dem Gold die Käufer aus

Eine solche Situation erleben wir seit rund einem Jahr. Stark nachgefragt wurden Gold und Silber im Jahr 2020. Zum ersten Mal seit der Spanischen Grippe sah sich die Welt wieder mit einer weltweiten Pandemie konfrontiert. Die Furcht war hoch und viele Anleger entschieden sich dazu, Gold zu kaufen.

So wundert es nicht, dass der Goldpreis in Euro gerechnet im Frühjahr 2021 sein Hoch erreichte. Wer bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Gold gekauft hatte, der würde es vermutlich niemals tun. Alle anderen waren bereits aktiv geworden und hatten im Rahmen ihrer persönlichen Möglichkeiten vorgesorgt.

So gingen dem Goldpreis gerade in der Zeit langsam aber sicher die Käufer aus, in der die Inflation sich bemerkbar machte und zu einem Thema wurde. Beide Entwicklungen fielen zeitlich zusammen. Ein kausaler Zusammenhang bestand jedoch nicht. So ergab sich das zugegeben recht befremdliche Bild, dass die Inflation explodierte und der Goldpreis gleichzeitig nachgab.

Es ist somit falsch, zu glauben, dass in jeder Krise Gold und Silber von den Anlegern blind gekauft werden. Ebenso falsch ist es aber auch, aufgrund der jüngsten Entwicklung zu glauben, dass die Edelmetalle als Inflationsschutz nicht mehr taugen würden und ihr Besitz damit seinen Sinn verloren habe.