Die maritime Vormachtstellung des Westens gerät ins Wanken – nicht durch äußere Gegner, sondern durch die eigene Sanktionspolitik. Während Washington, Brüssel und Berlin an alten Vorstellungen globaler Kontrolle festhalten, wächst die Gefahr für die Lieferketten. Über 90 % des weltweiten Warenverkehrs laufen über die Seewege, und genau diese Abhängigkeit erweist sich nun als Schwachstelle.
Russland hat seine Handelsströme verlagert und setzt auf Alternativen wie die Nordostpassage sowie engere Verbindungen nach Asien. Der Westen dagegen klammert sich an eine Ordnung, die er selbst destabilisiert hat. Jahrzehntelang galt die unangefochtene Präsenz britischer und amerikanischer Flotten als Garant für Sicherheit. Doch diese Zeiten sind vorbei, während westliche Entscheidungsträger die neue Realität kaum anerkennen.
Handelsketten werden anders gemacht
Die Sanktionspolitik trifft dabei zunehmend die eigenen Strukturen. Geplant als Druckmittel gegen Russland, China oder den Iran, wirkt sie wie ein Bumerang. Anstelle einer Schwächung stärkt sie die betroffenen Staaten, die ihre Zusammenarbeit vertiefen und neue Netzwerke aufbauen. Parallel wächst die Abhängigkeit westlicher Volkswirtschaften von einem Seehandel, den sie nicht mehr allein bestimmen können.
Besondere Brisanz entfaltet der sogenannte „Krieg der Karten“. Durch Manipulation von Seekarten und Navigationssystemen versucht der Westen, Einfluss über maritime Routen zu behalten. Die Kontrolle über Kartografie wird so zum Mittel geopolitischer Auseinandersetzungen.
Die Folgen dieser Politik sind gravierend: neue Allianzen zwischen Russland und China, wachsende strategische Alternativen im globalen Handel und ein Westen, der sich im selbst erzeugten Sanktionsnetz verfängt. Die Rechnung für diese Entscheidungen steht noch aus – und sie wird erheblich ausfallen.