EU ersetzt Erdgasabhängigkeit von Russland durch neue Abhängigkeit von den USA

US-Präsident Donald Trump hat zunächst Japan und zu Beginn der letzten Woche auch die Europäische Union dazu gezwungen, ihren Vasallenstatus anzuerkennen und teures Erdgas, gewürzt mit reichlich Militärtechnik aus den Vereinigten Staaten zu importieren und gleichzeitig für die eigenen Produkte einem Mindestzoll von immer noch 15 Prozent zu akzeptieren.

In Europa wird seitdem lebhaft darüber diskutiert, wie vorteilhaft oder unvorteilhaft der „Deal“ für die Alte Welt ist. Dabei steht außer Frage, dass die USA und Anleger, die beispielsweise in US-amerikanische Öl- und Gasvorkommen investieren, zu den großen Gewinnern dieser Vereinbarung zählen werden.

Um Donald Trumps Wunsch nach einem geringeren Handelsdefizit zu entsprechen, hat die Europäische Union zugestimmt, in den USA jährlich Energieprodukte im Wert von 250 Milliarden US-Dollar einzukaufen. Auf der europäischen Einkaufsliste sollen dabei Flüssigerdgas (LNG), Öl, Kernbrennstoffe und raffinierte Brennstoffe stehen. Da die Vereinbarung über drei Jahre läuft, fließen über diesen Zeitraum hinweg insgesamt 750 Milliarden US-Dollar über den Atlantik.

Eine genaue Aufschlüsselung darüber welche Energierohstoffe in welchen Mengen von den Europäern in den USA in Zukunft gekauft werden, wurde nicht veröffentlicht. Anzunehmen ist allerdings, dass insbesondere teures US-amerikanisches Flüssiggas auch weiterhin in großen Mengen von den Europäern gekauft wird, obwohl Pipelinegas aufgrund der geringeren Transportkosten eine deutlich billigere Alternative wäre.

Das Erdgas steht im Zentrum der aus den USA importierten Energierohstoffe

Im vergangenen Jahr beliefen sich die europäischen Importe von LNG aus den USA auf 35,13 Millionen Tonnen und hatten einen Gegenwert von rund 21,8 Milliarden US-Dollar. Amerikanisches Rohöl im Wert von 40 Milliarden US-Dollar und metallurgische Kohle für 2,7 Milliarden US-Dollar wurden ebenfalls in den USA gekauft. In Summe wurden damit von den Europäern rund 64,6 Milliarden US-Dollar in den USA ausgegeben.

Geht man hypothetisch einmal davon aus, dass sich der Gegenwert der in den USA gekauften Energierohstoffe von 64,6 Milliarden US-Dollar auf 125 Milliarden US-Dollar annähernd verdoppeln würde, wäre immer noch nur die Hälfte der jährlich zugesicherten Käufe abgedeckt. Das deutet darauf hin, dass die EU ihre Einkäufe in den USA erheblich steigern muss, um das angestrebte Jahresziel von 250 Milliarden US-Dollar zu erreichen.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen und den Erfahrungen der letzten Jahre, die Europa schmerzhaft erkennen ließen, wie gefährlich es ist, sich bei existentiell wichtigen Rohstofflieferungen von einem Lieferland abhängig zu machen, ist es höchst interessant und aufschlussreich, dass die Europäische Kommission keine Bedenken trägt, die frühere Abhängigkeit von Russland aus politischen Gründen zu beenden aber gleichzeitig, ebenfalls aus politischen Motiven, eine neue Abhängigkeit von den USA aufzubauen.