Sportwetten als nationales Problem: Boris Johnson wird aktiv

Die Briten lieben den Sport und sie lieben es auch, Wetten auf seinen Verlauf bzw. seine Ergebnisse abzuschließen. Buchmacher und Wettbüros gehören deshalb auf der Insel zum Erscheinungsbild der Städte. Über 9.000 Niederlassungen waren im Jahr 2012 registriert. Inzwischen sind es nur noch rund 6.700.

Das heißt allerdings nicht, dass heute weniger gewettet wird als noch vor neuen Jahren. Verändert hat sich nur, wo und auf was gewettet wird. Das Internet bietet der Wettbranche neue Möglichkeiten und sie werden seit einigen Jahren immer intensiver genutzt.

Der Anteil der auf stationäre Wettbüros entfallende Einsätze ist deshalb in den letzten Jahren rückläufig. Stark gestiegen sind die Anteile der online abgeschlossenen Sportwetten und der online durchgeführten Kasinospiele. Unter den Sportarten führt König Fußball das Feld unangefochten an. Die klassischen Pferdewetten folgen weit abgeschlagen.

Das Oberhaus schreitet ein

Rund drei Millionen Briten wetteten im Jahr 2019 laut einer Umfrage regelmäßig. Mehr als 80 Prozent der Spieler gaben ihre Wetten online ab. Die Fußballwetten gelten unter Fachleuten dabei als die Einstiegsdroge ins Glücksspiel. Rund 300.000 erwachsene Briten, das sind 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, gelten inzwischen als Problemspieler. Weitere 1,4 Millionen Briten haben nennenswerte Verluste mit ihren Wetten gemacht.

Die hohe Zahl der Problemspieler und das ausufernde Angebot der Wettmöglichkeiten ruft inzwischen auch die Politiker auf den Plan. In einer parteiübergreifenden Initiative haben 150 Abgeordnete des Oberhauses die Regierung von Premierminister Boris Johnson aufgefordert, den Exzessen Einhalt zu gebieten.

Gefordert werden unter anderem ein Verbot der Trikotwerbung sowie das Verbot des Ticket-Sponsorings durch die Wettanbieter. Für die Branche steht damit viel auf dem Spiel. Sie erzielte 2019 allein mit den Onlinewetten einen Bruttoertrag von 2,4 Milliarden Pfund und rund die Hälfte der Vereine in der englischen Premier League läuft mit dem Schriftzug eines Wettanbieters auf der Brust ins Stadion ein.