Droht schon bald eine neue Energiekrise?

Die Energiekosten steigen und sie tun dies in einem Tempo, das noch vor einem Jahr nur die Wenigsten erwartet hätten. Insbesondere der Ölpreis ist in den letzten Monaten deutlich angestiegen und ein Ende dieser äußerst gefährlichen Entwicklung ist momentan nicht in Sicht.

Mehr noch: Mittelfristig droht der Welt sogar eine neue Energiekrise. Sie hängt wie so vieles an den Rohstoffmärkten mit deren Zyklik zusammen. Rohstoffpreise entwickeln sich selten sehr konstant und gleichmäßig. Sie pflegen vielmehr, im beständigen Spiel von Angebot und Nachfrage erheblich zu schwanken.

Verstärkt werden diese Schwankungen durch die Explorationsanstrengungen der in der Branche tätigen Unternehmen. Sie kosten zunächst einmal viel Geld, bringen kurzfristig aber noch keine Erträge. Erst auf lange Sicht hat die Branche die Möglichkeit, die in die Exploration investierten Beträge zu vergolden.

In diesen Tagen ist es allerdings nicht allein der pure Kostendruck, der die Öl-Multis dazu zwingt, ihre Explorationsanstrengungen zu reduzieren. Es sind die von der Debatte um die Klimarettung ausgehenden Impulse, welche die Exploration von neuen Gas- und Ölfeldern zunehmend zum Erliegen bringt.

Verbrauchte Reserven, die nicht ersetzt werden, werden langfristig fehlen

Exxon wurde in den letzten Wochen mit zwei aktivistischen Direktoren im Board beglückt, die sich auf die Fahne geschrieben haben, das Unternehmen von der Öl- und Gasproduktion wegzulenken. Royal Dutch Shell verlor unlängst einen Prozess vor einem niederländischen Gericht und wurde dazu verurteilt, seine CO2-Emissionen und die seiner Kunden und Lieferanten zu reduzieren.

Wie das Unternehmen auf diesen Richterspruch reagieren wird, bleibt abzuwarten. Sollte es ähnlich verfahren wie British Petroleum, droht Ungemach. BP hat die Öl- und Gasexploration vielen Ländern bereits gestoppt und die eigene Gas- und Ölförderung um 40 Prozent gesenkt.

Da der Verbrauch trotz aufkommender E-Mobilität noch lange nicht um den gleichen Faktor sinkt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Öl und Gas wieder zu zwei sehr knappen Gütern werden mit entsprechend hohen Preisen werden.

Sollte das BP-Beispiel zudem überall im Westen Schule machen, droht wie in den frühen 1970er Jahren wieder eine extrem starke Abhängigkeit von der Ölproduktion der OPEC-Staaten und Russlands. Dann könnten auch die Sanktionen und Preiskapriolen der damaligen Zeit unter Umständen schnell wieder zurückkehren.