Digitalisierung als große Herausforderung – Telekom-Chef Höttges warnt

Wie kann Europa im immer schärfer werdenden Wettstreit der System zwischen China und den USA bestehen und international seinen Einfluss behalten? Diese Frage beantwortete Telekom-Vorstandschef, Timotheus Höttges, in einem Interview mit der Welt am Sonntag am Wochenende mit einem klaren Aufruf zu mehr Einigkeit.

EU muss sich bewähren

„Anzunehmen, dass sich die EU mit 27 Staaten und einer Kakophonie von Stimmen mit Amerika und China messen könnte, ist naiv“, erklärte der Telekom-Chef. Wenn Europa überhaupt eine Chance haben will, dann muss es sich in Zukunft zu einem vereinten Europa weiterentwickeln.

Von diesem Europa ist zu fordern, dass es in wirtschaftspolitischen, regulatorischen und kartellrechtlichen Fragen mit einer Stimme spricht. Geschieht das nicht, dürfte es die Europäische Union schwer haben, sich in diesem bipolaren Konflikt zu behaupten und eine gewisse Beachtung und Bedeutung zu finden. Eine stärkere Einigkeit in Europa ist deshalb unabdingbar, will die alte Welt gegen über den USA und China nicht vollkommen ins Hintertreffen geraten.

Timotheus Höttges warnte zudem davor, zu glauben, man könne nach Abschluss der Corona-Krise unreflektiert einfach wieder zur Tagesordnung übergehen und da weitermachen, wo man im Februar 2020 aufgehört hat. Der Telekom-Chef sieht nicht nur sein eigenes Unternehmen, sondern alle in Deutschland – die Verwaltung und die Politik eingeschlossen – in der Pflicht, sich kritisch mit den letzten Monaten und den getroffenen Entscheidungen auseinanderzusetzen.

Die Krise habe, so Höttges, gezeigt, dass der Staat nicht konkurrenzfähig sei. „Was für uns Unternehmen gilt, ist auch für die Politik und die Verwaltungen oberste Bürgerpflicht: Digitalisiere, digitalisiere, digitalisiere!“

Vom deutschen Staat fordert der Telekom-Chef deshalb, seiner Vorbildfunktion für Großkonzerne und Kleinbetriebe gerecht zu werden und der deutschen Wirtschaft es zu ermöglichen, ihre Prozesse zu digitalisieren. Dadurch könnten die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich wieder gesteigert werden.