Leak: US-Regierung nutzte NGOs um IS-Kämpfer anzuheuern

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Noch ist es weitgehend ungeklärt, wie eine so schlagkräftige Terrororganisation wie der „Islamische Staat“ (IS) in nur wenigen Monaten entstehen konnte. In der Vergangenheit gab es bereits hinweise darauf, dass westliche und türkische Administrationen, das Aufkeimen jener Milizen duldete oder gar förderte, um den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zu stürzen. Nun belegt ein öffentlich gewordener Brief aus der amerikanischen Entwicklungshilfebehörde (USAID), dass die US-Regierung NGOs nutzte, um IS-Anhänger anzuheuern.

Es ist ein brisanter Brief den das Online-Magazin „Medium“ am Montag veröffentlichte. Darin schreibt die USAID-Mitarbeiterin Barbara Feinstein an die Vizepräsidentin des National Endowment for Democracy (NED) Nadia Diuk und „drängt“ darin dazu, den „Plan der administrativen finanziellen Unterstützung für NGOs in den post-sowjetischen Staaten (…) zur Rekrutierung von Personen für die Interessen der USAID im mittleren Osten“ aufzugeben. Doch was bedeutet das?

Wie „Medium“ berichtet, gab es in der Obama-Regierung die Strategie, unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe, massiv muslimische Studenten über NGOs in den post-sowjetischen Staaten Russland, Ukraine, Belarus und Kasachstan anzuheuern. Das Ziel: Der mittlere Osten. Dort sollten sie sich dem späten – zunehmend radikalisierten – „Arabischen Frühling“ anschließen und Assad in Syrien stürzen. So heißt es im Brief: „Die NGOs haben über 100 Personen [in den GUS-Staaten] rekrutiert, die sich anschließend dem IS anschlossen“.

Die auserkorenen Gebiete eigneten sich aus mehreren Gründen. Einerseits gibt es in den Ländern rund um Russland wie Usbekistan, Kasachstan, Weißrussland und Kirigistan viele muslimischen Minderheiten, die man gezielt zu radikalisieren versuchte. Andererseits würde nach deren Rückkehr auch Russland und eventuell sogar China vom islamistischen Terror bedroht sein, was deren Blockadehaltung gegenüber der US-amerikanischen Interventionspolitik lockern würde. Diese Taktik hat wohl auch gut funktioniert. So hat sich die „Islamische Bewegung Usbekistans“ mit 1000 Männern dem IS angeschlossen, der vor allem zu Beginn sehr stark gegen Assad vorging – viele weitere folgten. Außerdem schwächten jene Milizen die iranisch verbündeten Schiiten insbesondere im Irak, was seit jeher ein starkes Interesse der US-Außenpolitik ist.

Doch im Jahre 2014 gab es offenbar ein Umdenken. Die Duldung der Milizen des „Islamischen Staates“, wie sie auch in einem veröffentlichten Dokument der US-Regierung festgehalten ist (NEOPresse berichtet), funktionierte nicht mehr, da der IS mittlerweile den Nordirak überfallen hatte und längst westliche Sicherheitsinteressen in der Region und in der Heimat gefährdete. Es folgte also die Aufforderung, die Rekrutierung durch US-finanzierter NGOs und Fonds in den GUS-Staaten einzustellen, da zuviele sich dem „Islamischen Staat“ anschlossen. Offenbar ignorierten die „Vermittler“ den Befehl und schickten weiterhin junge Männer und Frauen zu den Terrormilizen des IS.

Mit dem neuen Brief versucht die US-Administration nun ein Machtwort zu sprechen und die Anheuerung endgültig zu beenden.