Die steigende Inflation als blinder Fleck von Politik und Notenbanken

Es steigen derzeit nicht nur einzelne Preise oder Preisgruppen. Betroffen sind nahezu alle Produkte und Länder. Computer, Laptops und andere technische Produkte wurden im vergangenen Jahr plötzlich sehr teuer, als alle Welt ins Homeoffice geschickt wurde und kurzfristig die dazu notwendige Technik eingekauft werden musste.

Aktuell ziehen andere Güter und Rohstoffe nach. Auch hier wirkt das Moment der Knappheit. Die Pandemie und die Drosselung der Produktion, die sie im vergangenen Jahr in vielen Bereichen der Wirtschaft mit sich brachte, wirkt zwar noch nach. Nicht unterschätzt werden sollte jedoch die stark gestiegene Nachfrage.

Sie steigt derzeit auch deshalb so stark, weil während der vergangenen Monate mit staatlichen Finanzhilfen für Unternehmen und Bürger sehr großzügig umgegangen wurde. Das war in den Jahren der Finanzkrise noch ganz anders. Damals wurden zwar die Banken gerettet. Der Rest der Welt musste anschließend jedoch sehen, wie er mit den Folgen der aufkommenden Rezession selbst fertig wurde.

Wer die Nachfrage unverdrossen ankurbelt, braucht sich über die Inflation nicht zu wundern

Aktuell fehlt diese Zurückhaltung. Geld ist kein Problem mehr und Schulden sind es auch nicht, denn die Zinsen sind so niedrig wie nie zuvor und niemand scheint ein Interesse daran zu haben, sie jemals wieder ansteigen zu lassen. In der Öffentlichkeit verweisen Politiker und Notenbanker in diesen Tagen gerne auf die gestörten Lieferketten.

Ohne Frage sind diese derzeit preistreibend. Doch das zu geringe Angebot ist aktuell nur eine Seite der Inflationsgleichung. Auf der anderen Seite stehen die Geld- und die Fiskalpolitik. Beide werden derzeit ausgesprochen locker gehandhabt. Die Politik agiert sehr ausgabefreudig und legt milliardenschwere Programme auf und die Notenbanken setzen ihre expansive Geldpolitik fort, obwohl die Industrie bereits in vielen Bereichen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht hat.

Gestützt werden muss dann, wenn die Wirtschaft erlahmt, nicht jetzt, wenn eine durch Corona aufgestaute Nachfrage auf leere Lager und eine zurückgefahrene Produktion trifft. Politik und Notenbanken wollen – zumindest offiziell – von diesem Zusammenhang jedoch nichts wissen. Sie haben Feuerwehruniformen angelegt, geben sich besorgt und betonen, die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen zu wollen, werfen derweil aber unbekümmert weitere Brandbeschleuniger ins lodernde Feuer.