Deutsche Bahn: Steigende Preise, flüchtende Kunden

Die Deutsche Bahn hat mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Eines der besonders hartnäckigen ist, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit erhebliche Lücken klaffen. Der geneigte Fahrgast bemerkt das nicht erst dann, wenn er feststellt, dass sein von der Bahn noch immer als „pünktlich“ gewerteter Zug bereits vier Minuten zu spät ist.

Eine weitere Illusion ist die Vorbildfunktion beim Klimaschutz. Der Fernverkehr fährt den offiziellen Verlautbarungen zufolge zu 100 Prozent mit Ökostrom. Wie geht das fragt man sich schnell, wenn Statistiken ausweisen, dass das Schienennetz der Bahn immer noch nur zu 61 Prozent elektrifiziert ist.

Mehr als jeder dritte Zug muss sich also ohne grünen Ökostrom vorwärts quälen, weil die Bahntrasse gar keine andere Möglichkeit zulässt. Damit liegt Deutschland zwar über dem EU-Durchschnitt von 55 Prozent, doch an Länder wie Spanien (64 Prozent), Österreich (72 Prozent) oder Belgien (86 Prozent) kommt man hierzulande nicht heran. Von der Schweiz, deren Bahntrassen zu 100 Prozent elektrifiziert sind, ganz zu schweigen.

BahnCard? Nein danke!

Im Dezember steht wieder einmal ein Fahrplanwechsel an und pünktlich zu diesem steigen auch die Preise. Nach dem 12. Dezember wird eine Bahnfahrt im Durchschnitt um 1,9 Prozent teurer. Bei den Flexpreisen und den Kosten für Streckenzeitkarten wird sogar ein Aufschlag von 2,9 Prozent erhoben. Nur die Preise für die Sparpreise, Supersparpreise und für die Sitzplatzreservierungen bleiben unverändert.

Um 2,9 Prozent erhöhen sich auch die Kosten für die BahnCard-Käufer. Auf eine massive Nachfrage bei einem knappen Angebot kann dieser Anstieg nicht zurückgehen, denn zwischen 2018 und 2020 liefen der Bahn die BahnCard-Kunden in Scharen davon. Das führte dazu, dass im Jahr 2020 rund 510.000 BahnCards weniger verkauft wurden als noch im Jahr 2019 und schon diese Zahl lag unter der des Jahres 2018.

Prozentual am höchsten war der Einbruch bei der BahnCard 100. Die Zahl ihrer Käufer sank fast um ein Viertel, was angesichts des stolzen Preises von 4.000 bis 7.000 Euro, dem verringerten Angebot und den durch die Pandemie bedingten Einschränkungen kaum überraschen kann. Aber auch für Reisende, die weniger häufig unterwegs sind, scheinen sich die Sparangebote nicht mehr zu rentieren. Wurden 2019 noch 3.772.000 BahnCard25 und 1.516.000 BahnCard50 verkauft, sanken diese Zahlen im Corona-Jahr 2020 auf nur noch 3.473.000 bzw. 1.318.000 Verkäufe ab.