Statistik-Professoren: Inzidenzwerte „nicht aussagekräftig“

Die Professoren des Instituts für Statistik der Ludwig-Maximilians-Universität München, Dr. Göran Kauermann und Dr. Helmut Küchenhoff, haben sich in ihrem CODAG Bericht Nr. 11 vom 19.03.2021 mit den Inzidenzwerten und weiteren Kennzahlen der „Pandemie“ auseinandergesetzt.

Inzidenz soll nicht alleiniges Kriterium sein

Gleich zu Beginn des Berichts stellen die Statistik-Experten fest, dass „die Inzidenz seit Monaten als zentrales Messkriterium herangezogen werde. Dabei werde oft vernachlässigt, dass die Inzidenz als alleiniges Maß problematisch sei“. Die Inzidenz spiegele nur durch Tests nachgewiesene Infektionen wider. Der Anteil der nicht durch Tests festgestellten Infektionen bleibe jedoch unberücksichtigt.

Zudem bewerte man die Inzidenz über alle Altersgruppen hinweg. Dieses Vorgehen sei problematisch, da sich Inzidenzen in verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich entwickeln würden. Bestimmte Altersgruppen würden bei einer Infektion gar nicht erkranken während es bei anderen schwere Verläufe geben könne. Daher, so der Schluss der Statistiker, könne man die „Gesamtinzidenz nicht als das Maß aller Dinge betrachten“.

Neben den Inzidenzen müssten weitere Werte, beispielsweise der R-Wert sowie die Hospitalisierungsrate und die Mortalität unbedingt als Entscheidungsgrundlagen für Corona-Maßnahmen herangezogen werden.

Gerade in Zeiten eines sich ändernden Infektionsgeschehens müsste der „Blick auf die Infektion vielschichtiger sein“. „100 ist nicht gleich 100“, so die Kernaussage der Professoren.

Die Inzidenzen bei Jüngeren würden am Gesamtgeschehen eher eine untergeordnete Rolle spielen; steigende Inzidenzen bei Kindern würden nicht zu steigenden Inzidenzen in anderen Altersgruppen führen. Betrachte man lediglich die Gesamtinzidenz über alle Altersgruppen hinweg, dann trage die steigende Inzidenz bei Kindern, die zumeist symptom- und erkrankungslos verlaufe, dazu bei, dass die Inzidenz gesamt ansteige.

Insgesamt zeige sich, dass sich die Zusammensetzung der durch Tests nachgewiesenen Infektionen in Bezug auf die Altersverteilung ständig ändere. Aktuell nehme der Anteil der Hochbetagten ab und der Anteil der Jüngeren zu, was mit der Öffnung der Schulen zusammenhänge, so die Schlussfolgerung der Statistiker.

Die Wissenschaftler der LMU zählen zu den besten Statistikern des Landes. Sie sehen in der Darstellung der Inzidenzen des Robert-Koch-Instituts eine Verfälschung der Infektionslage. Ob die Auswertung dieser Experten auch bei der Bundeskanzlerin und ihren Beratern ankommt und Einfluss auf deren Entscheidungen in Bezug auf die Corona-Maßnahmen hat?