Modelle und deren Probleme

Die Zahlen zur Corona-Pandemie sinken aktuell in Deutschland sehr deutlich. Dies dürfte normalerweise nicht passieren, wenn die Modelle aus dem frühen Frühjahr richtig gewesen wären. Der „Spiegel“ hatte die Zahlen im März aufgegriffen und beschreibt inzwischen, dies hätte dazu beigetragen, die Verbreitung der Pandemie zu verlangsamen. Damit entstünde ein sogenanntes Präventions-Paradoxon.

Präventions-Paradoxon

Damit ist gemeint, dass Maßnahmen – in diesem und auch in anderen Fällen – selbst die Auswirkungen von Berechnungen verändern. Wer also aus Sorge vor bestimmten Effekte Maßnahmen ergreift, kann damit rechnen, dass die Effekte nicht eintreten. Damit wären die Ursprungsannahmen allerdings nicht falsch.

Dennoch trat hier möglicherweise ein Effekt ein, der über die getroffenen Maßnahmen hinaus auf Fehler in der Modellierung verweist.

So hatte etwa ein Modell der TU Berlin von Dr. Kai Nagel, das vor den Osterferien zitiert wurde, eine 7-Tage-Inzidenz von 2000 für den Mai vorhergesagt. Nun wird teils darauf verwiesen, die Maßnahmen hätten dem entgegengewirkt. Diese Verteidigung ist nicht ganz nachvollziehbar, insofern das Modell selbst Maßnahmen einkalkulierte.

Notbremse und Co helfen nicht

Das Modell ging damit einher, dass Notbremse, Impfungen sowie wärmeres Wetter nicht helfen würden. Bei einer Fortsetzung des Impftempos, so hieß es am 26. März 2021, würden Mitte April fast 15 % der Bevölkerung eine Erstimpfung erhalten haben.

„Das senkt den R-Wert ungefähr um 15 Prozent und ist damit deutlich zu wenig, um die durch die Virus-Variante B.1.1.7 verursachte Erhöhung des R-Wertes um 35 bis 70 Prozent auszugleichen“, wird der Forscher erklärt. Dabei würde auch eine 50-prozentige Erhöhung des Impftempos ab dem 1. April nichts ändern.

Immerhin: Würden Schulen und Kitas „nach den Osterferien geöffnet“ und würde das aktuelle Aktivitätsniveau, d. h. die Bewegungsdaten der Menschen, beibehalten und auch keine Tests in Einrichtungen durchgeführt, wäre mit der 2.000er-Inzidenz zu rechnen.

Bei Schnelltests einmal pro Woche würde der Inzidenz-Peak bei 1.600 liegen. Würden die Tests dreimal pro Woche gemacht, also häufiger als es jetzt in der Realität teils geschieht, liege die Inzidenz Anfang Mai bei 1.200.

Das sei der Bestcase. Die Prognose wurde auch von Karl Lauterbach zitiert. Sie traf um Dimensionen nicht ein. Damit wird nicht das Virus geleugnet – aber es ist erstaunlich, wie einfach sich die öffentliche Debatte durch solche Modelle lenken ließ.

Der Fall deutet darauf, dass die Modelle hochsensibel gegen die Veränderung bestimmter kleinerer Annahmen sind. Dies müsste bei solchen Modellen in die eine oder die andere Richtung jeweils berücksichtigt werden.