Das Meer könnte den gesamten Strombedarf decken

Theoretisch könnte allein die auf dem Meer angezapfte Windkraft den Stromverbrauch der Welt decken. Ob dieses theoretische Potential am Ende jedoch gehoben wird, hängt von anderen Faktoren ab. Eine dieser Fragen ist, ob die prinzipiell möglichen Flächen vor den Küsten auch alle erschlossen werden.

Noch viel entscheidender ist die Frage, ob der anschließend notwendige Transport des Stroms an Land sich wirtschaftlich rechnet. Klammert man diese beide Punkte einmal aus, sieht es für die Windkraft gar nicht so schlecht aus, insbesondere innerhalb der Europäischen Union. Hier könnte sie den gesamten Strombedarf 12,9-mal decken.

Etwas geringer, aber immer noch sehr hoch ist der Deckungsgrad in Japan mit 9,1. Indien könnte auf dem Meer 4,8-mal die Strommenge erzeugen, die zur Deckung des Gesamtbedarfs erforderlich ist. In den USA liegt dieser Wert bei 3,0 und selbst im Riesenreich China mit seiner großen Bevölkerung und seiner verhältnismäßig kleinen Küstenlinie könnte er bei 1,3 liegen.

Ein Boombranche auf hoher See

Möglich wurde diese Entwicklung durch die gewachsene Größe der Anlagen. Sie haben die Menge des erzeugten Windstroms stark ansteigen und die Kosten gleichzeitig stark sinken lassen. Damit stehen Windparks auf hoher See in den kommenden Jahren vor einem starken Boom.

Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt, dass die Branche bis zum Jahr 2040 zu einem Billionen-Dollar-Geschäft heranwachsen könnte. Bis 2030 wird daher ein rasantes Anwachsen der Investitionen auf dem Meer erwartet. Sie sollen von aktuell knapp unter 60 Milliarden Euro bis 2030 auf 126 Milliarden Euro anwachsen.

Am stärksten in Windparks auf dem Meer investiert sind momentan die Briten und die Chinesen. Vor Großbritanniens Küsten stehen derzeit 28,9 Prozent aller Offshore-Anlagen. In China sind es mit 28,3 Prozent nur geringfügig weniger. Auf dem dritten Platz folgt bereits Deutschland mit einem Anteil von 21,9 Prozent. Recht groß im Verhältnis zur Länge ihrer Küsten ist der Anteil von Belgien (6,4 Prozent) und der Niederlande (7,4 Prozent).