Corona: Keine Gerechtigkeit für andere schwere Krankheiten?

Merkel

Müssen sich alle Krankheiten, insbesondere die schweren Erkrankungen, hinter Corona anstellen? Ist das noch gerecht? Die ARD-Sendung „Report Mainz“ deckt jetzt auf: Durch ausgefallene Arzt- und Krankenhaustermine wurden viele andere schwere Erkrankungen während der Corona-Zeit verpasst und somit nicht behandelt. Vorwürfe gegen den Noch-Bundesgesundheitsminister werden lauter.

Millionen ausgefallener Behandlungen

Was derzeit in der Mainzer Marienhaus-Klinik passiert, ist in vielen deutschen Krankenhäusern leider auch traurige Realität. Laut „Report Mainz“ geben die 20 Krankenhäuser in Deutschland mit den meisten Lungenkrebspatienten an, dass sie mehr Lungenkrebspatienten als vor der Corona-Krise 2019 hatten. Auch wenn diese Zahl nicht repräsentativ sein kann, spiegelt sie einen Trend wider.

Die Angst vor dem Coronavirus (COVID-19) hat im vergangenen Jahr zu dramatischen Veränderungen geführt. Die Zahl der Menschen, die zum Arzt gehen und behandelt werden, ist deutlich zurückgegangen. Es hat sich auch auf die Zahl der in Krankenhäuser eingelieferten Patienten ausgewirkt. Mehr als 20 Millionen Behandlungen fielen laut dem Zentralinstitut der Kassenärztlichen Versorgung einfach aus. Dieser deutliche Anstieg setzte sich Anfang 2021 u.a. in Krankenhäusern weiter fort.

Sind das alles Kollateralschäden Herr Bundesgesundheitsminister?

„Wir haben schon vor eineinhalb Jahren davor gewarnt, die Politik extra adressiert“, sagt Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit. Im Zuge der COVID-19-Pandemie sind dies Kollateralschäden durch das Versagen der Krisenkommunikation in den letzten 12 Monaten. „Ich glaube tatsächlich, dass der Bundesgesundheitsminister, auf den ja alle geguckt haben, an dem sich alle orientiert haben, der die Galionsfigur in der Krise war, mehr Verantwortung hätte übernehmen müssen…“, fügt Ruth Hecker an.

Bundesregierung sieht dagegen keine Versäumnisse

Die Antwort des Bundesgesundheitsministerium lautete, dass seit Beginn der Pandemie stets deutlich gemacht wurde, dass lediglich nicht-dringende Operationen verschoben werden sollen. Im Mai 2020 appellierte der Gesundheitsminister an die Bevölkerung, medizinische Dienste wie die normalen Arztbesuche  wieder stärker in Anspruch zu nehmen. Im Februar 2021 hat das Bundesgesundheitsministerium erneut auf dieses Thema aufmerksam gemacht in Verbindung mit der Darmkrebsvorsorge.

Wie lange die Folgen des Therapieausfalls noch zu spüren sind, ist derzeit unbekannt. Am Mainzer Marienhospital-Klinikum befürchten die Ärzte jedoch, dass die aktuelle Situation in ihrem Krankenhaus nur der Anfang ist. Lungenkrebspatienten entdecken ihre Krankheit oft erst, wenn sie auf die Behandlung nicht ansprechen. „Das ist eigentlich das, was einen viel mehr quält, ist, dass es einen Haufen Menschen gibt, die da draußen herumlaufen mit Lungenkrebs und es nicht wissen. Und bis sie darauf kommen, wird es zu spät sein“, so Chefarzt Hollaus.