Antisoziale Corona-Politik: Blicken Sie in Bahnen und Busse

Setzen wir voraus, dass die Ausbreitung des Corona-Virus sich durch Maßnahmen und unsere Verhaltensweisen eindeutig eindämmen ließe – Stichwort: Kontaktbeschränkung. Einer der größten Hebel der vergangenen Monate(!) wäre ganz offensichtlich der öffentliche Personennahverkehr wie auch in vielen Fällen der Fernverkehr.

Der „Tagesspiegel“ berichtet wenig überraschend von einem „Mobilitätsreport“ für dieses Land. Dieser Report zeigt, dass Menschen mit niedrigem Einkommen den Nahverkehr noch intensiver nutzen würden als im Frühjahr. Jeder, der in einer größeren Metropole den Weg zur Arbeit in einer Straßenbahn oder in einem Bus nehmen wollte, wird wissen, was das bedeutet.

Überlaufene Bahnen und Busse – bezogen auf das an sich geltende Abstandsgebot von 1,5 Metern – und teils Horden von Schülerinnen und Schülern, die i öffentlichen Schulgebäuden allerdings nur im Wechselunterricht und mit massivem Abstand beschult werden dürfen.

Wahnsinn: Ärmer und gefährdeter

Der „repräsentative Mobilitätsreport für Deutschland“ nun, den das Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) und das Wissenschaftszenrum Berlin (WZB) angefertigt haben, untersuchte bis Ende Oktober das Mobilitätsverhalten.

Unter annähernd allen Einkommensschichten, so das Ergebnis, sei die tägliche Nutzung von Bus und Bahn im Vergleich zu den Frühjahrszahlen zurückgegangen. Lediglich eine Einkommensgruppe hat den öffentlichen Verkehr sogar stärker in Anspruch nehmen müssen: Die unterste Einkommensgruppe. Die nutzt die Angebote des ÖPNV nun sogar „doppelt so stark“ wie im Frühjahr. 20 % der Gruppierung fahren im ÖPNV, während es im Frühjahr noch 10 % waren.

Der Hintergrund ist recht plausibel: Zum einen erlauben es die Arbeitsplätze oft weniger, im Home Office zu arbeiten. Das war aber im Frühjahr nicht anders. Zum anderen aber scheinen diese Menschen offensichtlich auch weniger Geld zur Verfügung zu haben als früher. Der Individualverkehr ist teurer.

Konzepte zum Schutz der einkommensschwachen Gruppierungen gibt es aus der Merkel-Regierung bis dato nicht. Lediglich Appelle, möglichst viel zu Hause zu arbeiten. Das Ergebnis zehnmonatiger Pandemie-Politik.