„Horten“: Die neue Finanzmarktangst

Der „Spiegel“ hat das Sparverhalten in der Corona-Krise in Deutschland beschrieben: 1,73 Billionen Euro würden die Einlagen der deutschen Haushalte mittlerweile betragen. Die Bundesbürger hätten demnach so viel Geld auf die Bank gebracht wie noch niemals zuvor. Es wäre unwahrscheinlich, dass die Sparer das Geld schnell wieder ausgeben würden. Das nennt sich „Horten“ – eine der großen Ängste der Ökonomen.

Spart Deutschland sich zu Tode?

Auch der „Spiegel“ spricht von „horten“. Die Bundesbank hat alleine von Januar 2020 bis Januar 2021 einen Anstieg der Einlagen in Haushalten um 182 Milliarden Euro auf 1,73 Billionen Euro gemessen.

Die Forscher des „Ifo“-Instituts werden demnach zitiert, dass die „Überschussersparnis“ im Jahr 2020 bei 100 Milliarden Euro liege. Die Summe soll im ersten Quartal 2020 noch einmal steigen oder angestiegen sein.

Auch der Präsident des bayerischen Genossenschaftsverbands GVB (Dachverband der Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern) geht davon aus, dass die Einlagen bis zur Jahresmitte noch einmal steigen würden. Grund: „Die Verunsicherung bei den Menschen wäre ‚extrem groß‘“.

Zudem seien auch die Möglichkeiten im Konsum 2020 eingeschränkt, heißt es in dem Bericht. Tatsächlich gilt Horten als eine der großen Sorgen. Die massivsten Zinssenkungen und Geldmengen-Steigerungen bringen wenig, wenn das Geld nicht ausgegeben wird.

Die Sparquote in Deutschland (bezogen auf das Einkommen) ist ohnehin auf mehr als 16 % gestiegen. Dieser hohe Wert bedeutet, dass das Geld nicht unmittelbar, sondern allenfalls in Form von Krediten in die Wirtschaft fließt. Damit wird die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes auch bei niedrigen Zinsen bei weitem nicht so hoch sein, wie es die staatlichen Maßnahmen an sich vorsehen würden.

Wenn sich das Horten durchsetzt, droht erfahrungsgemäß eine Deflation. „Deflation“ meint im meist verwendeten Sinn, dass die Preise insgesamt sogar sinken werden, da die Nachfrage zusammenbricht. Eine Deflation lässt sich wesentlich schwieriger bekämpfen als eine Inflation. Bei einer Inflation geht es darum, über höhere Zinsen den Preisauftrieb zu senken.

Bei einer Deflation wird weniger nachgefragt – in der Regel aus Angst oder Misstrauen. Das lässt sich nicht mit Zinsen bekämpfen.