Eurozone: Target 2-Salden der Bundesbank steigen weiter an

Innerhalb der Eurozone wird der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr der Banken über das Target 2-System abgewickelt. Bei ihm handelt es sich um eine elektronische Verrechnungsart, welche die einzelnen nationalen Notenbanken untereinander zu Gläubigern oder Schuldnern werden lässt.

Den größten Gläubiger des Systems stellt derzeit die deutsche Bundesbank dar. Ihre Kredite an andere Notenbanken der Eurozone stiegen im Mai um weitere 52 Milliarden Euro. Insgesamt stehen andere Notenbanken bei der Bundesbank derzeit mit knapp 1,077 Billionen Euro in der Kreide. Das teilte die Zentralbank am Montag in Frankfurt mit.

https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/unbarer-zahlungsverkehr/target2/target2-saldo/target2-saldo-603478

Zu Stichtag 31. Mai 2021 wiesen die Forderungen der Bundesbank den schier unvorstellbaren Betrag von 1.076.918.528.276,57 Euro aus. Pro Tag werden im Durchschnitt rund 350.000 Zahlungen über das System abgewickelt, sodass über das Jahr gerechnet knapp 90 Millionen Zahlungen im Gegenwert von 430 Billionen Euro vorgenommen werden.

Ein Gradmesser für den Stress im Eurosystem

Seit Jahren verfolgen die Volkswirte die Entwicklung der Zahlen mit Argusaugen, denn hohe Verbindlichkeiten gegenüber der Bundesbank deuten an, dass es aus den schwächeren Ländern der Eurozone eine gewisse Kapitalflucht in Richtung auf die stabileren Staaten gibt.

Gleichzeitig verdeutlicht das System Ungleichgewichte in der Handelsbilanz der einzelnen Länder. Führt Deutschland beispielsweise mehr Waren nach Spanien aus als dieses im Gegenzug nach Deutschland exportiert, steigen die Taget 2-Forderungen der Bundesbank gegenüber der spanischen Zentralbank.

Momentan sind es aber eher die massiven Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB), die das System belasten. Verkauft beispielsweise ein japanische Pensionskasse italienische Anleihen an die EZB und transferiert ihre Erlöse anschließend auf Konten in Deutschland, weil die italienischen Banken den Japanern als zu unsicher gelten, steigen die Target 2-Salden der Bundesbank auch ohne irgendeinen Warenfluss innerhalb der Handelsbilanz.